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Soziale Kognition bei fokaler Epilepsie

Fachliche Zuordnung Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497844963
 
Bei Patienten mit fokaler Epilepsie sind Auffälligkeiten in der sozialen Kognition noch ungenügend erforscht. So können Hirnareale betroffen sein, die zur Erkennung von Emotionen und für das Verständnis sozialer Situationen wichtig sind. Zur sozialen Kognition zählen dabei sowohl basale Funktionen, wie die faziale Emotionserkennung, als auch höhere kognitive Funktionen, wie die Theory of Mind (ToM) oder die affektive Empathie. Sozial-kognitive Defizite können für die Patienten mit starken Beeinträchtigungen in alltäglichen sozialen Interaktionen verbunden sein. Die Ziele des geplanten Projekts orientieren sich an bisher offen gebliebenen Forschungsfragen und betreffen zum einen die Erforschung basaler und höherer sozial-kognitiver Funktionen mit neuen Paradigmen sowie deren Zusammenhang mit Lokalisation und Lateralisation des Epilepsiefokus sowie dem Beginn der Epilepsie oder amygdalären Pathologien. Weiterhin soll überprüft werden, ob sich sozial-kognitive Defizite bei Epilepsiepatienten modalitätsübergreifend darstellen lassen. Zum anderen wird der wichtigen Frage nachgegangen, ob und wie sich Defizite der sozialen Kognition auf das soziale Funktionsniveau im Alltag auswirken. Weitere bisher ungeklärte Frage betreffen den möglichen Zusammenhang zwischen Defiziten in basalen und höheren sozial-kognitiven Funktionen sowie die Spezifität der sozial-kognitiven Defizite, d.h. inwieweit diese durch Persönlichkeitseigenschaften, psychische Störungen und das allgemeine kognitive Leistungsvermögen beeinflusst werden. 140 Probanden mit einer Temporallappen- (Subgruppen mit/ohne amygdaläre Pathologie) und 50 mit einer Frontallappenepilepsie werden mit 50 gesunden Kontrollprobanden sowie mit 50 Patienten mit dissoziativen Anfällen und 50 Patienten mit Subarachnoidalblutung verglichen. Die basale faziale Emotionserkennung wird über eine Morph Task untersucht, bei der die Probanden angeben, welche Emotion im jeweiligen Gesicht gezeigt wird, wobei sich der Ausdruck kontinuierlich von neutral hin zur vollen Ausprägung einer der 6 Basisemotionen verändert. In einer auditiven Aufgabe sollen Emotionsurteile in Abhängigkeit von der Prosodie des Sprechers gefällt werden. Die ToM wird über eine in der Epilepsieforschung neuartige alltagsnahe videobasierte Aufgabe erhoben. Die faziale Emotionserkennung wird mit dem Eyetracking kombiniert, d.h. während der Aufgabe werden zusätzlich Blickbewegungsparameter für bestimmte Areale des zu betrachtenden Gesichts erhoben. Die affektive Empathie wird mittels eines Fragebogens erhoben. Weiterhin sollen die erlebte Einsamkeit und andere Indikatoren des sozialen Funktionsniveaus sowie verschiedene kognitive Funktionen und Persönlichkeitsvariablen erhoben werden. Die Studie kann zu einem tieferen Verständnis sozialer Kognition und der Auswirkungen sozial-kognitiver Defizite im Alltag bei Patienten mit einer fokalen Epilepsie beitragen und somit eine Grundlage für die Entwicklung wirksamer therapeutischer Interventionen schaffen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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