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Selima: Untersuchungen zur postglazialen Wiederbesiedlung der sudanesischen Sahara

Antragsteller Jan Kuper
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497900944
 
Vor etwa 10.000 Jahren ereignete sich im nördlichen Afrika eine der großen Bevölkerungsbewegungen der Urgeschichte – die postglaziale Wiederbesiedlung der Sahara. Wie verlief der Prozess der Erschließung dieses unbekannten Raumes? Welche Rolle spielten dabei Innovationen im Bereich von Wirtschaft und Technologie? Und woher kamen die Menschen, die das zuvor unwirtliche Gebiet aufsiedelten? Im frühen Holozän sorgte eine Nordwärtsverlagerung des Monsungürtels für erhöhte Niederschläge, die die Sahara für einige Jahrtausende in eine Savannenlandschaft verwandelten – eine Lebensgrundlage für Tiere und Menschen. Zahlreiche archäologische Fundstellen zeugen von diesem Vorgang und legen eine Erschließung der Sahara bereits am Beginn des Holozäns nahe. Insbesondere in ihrem östlichen Teil sind umwelt- und besiedlungsgeschichtliche Zusammenhänge in den vergangenen Jahrzehnten, unter anderem durch mehrere DFG-geförderte Projekte (B.O.S., SFB 69, SFB 389), intensiv erforscht worden. Dennoch sind auch hier grundsätzliche Fragen zur nacheiszeitlichen Wiederbesiedlung bis heute unbeantwortet. Offen sind nicht nur Fragen zum Ablauf der Erschließung, sondern auch solche zur Herkunft der Kolonisatoren. Folgten die Menschen am Beginn des Holozäns tatsächlich, wie vielfach angenommen, den aus dem Süden heraufziehenden Monsunregen? Die derzeit frühesten Fundstellen dieser Periode finden sich nämlich im ägyptischen und damit dem nördlichen Teil der Ostsahara. Aus deren südlich anschließenden sudanesischen Teil sind zwar einige Fundstellen bekannt, die sich relativchronologisch der frühholozänen, epipaläolithischen Besiedlungsphase zuordnen lassen, jedoch durch das Fehlen absoluter Daten zeitlich nicht genauer festgelegt werden können. An dieser Stelle setzt das hier beantragte Projekt an: In einer zum Teil schon durch archäologische Surveys erschlossenen Region im Nord-Sudan sollen im weiteren Umfeld der Oase Selima Ausgrabungen an bereits bekannten epipaläolithischen Fundstellen durchgeführt werden. Ergänzt werden diese Arbeiten durch Surveys und Grabungen in der umgebenden „Selima Sand Sheet“ sowie die Bearbeitung von bereits geborgenen Funden und lakustrinen Sedimentproben. Zur Untersuchung wirtschaftlicher und umweltgeschichtlicher Fragen sind archäozoologische, archäobotanische, sedimentologisch-geochemische sowie Lipidanalysen vorgesehen. Im Vordergrund des Vorhabens stehen folgende Fragen: 1) Ab wann wurde der südliche Teil der Ostsahara im Frühholozän besiedelt? 2) Wie verlief der Prozess der postglazialen Wiederbesiedlung der südlichen Ostsahara und welche Rolle spielten dabei Innovationen im Bereich von Technologie und Subsistenz, wie z. B. Töpferei und Tierhaltung? 3) Wie und wann endete die Wiederbesiedlungsphase im südlichen Teil der Ostsahara, und wird ein Zusammenhang zu den rapiden Umweltveränderungen am Ende des Frühholozäns („8.2 event“) erkennbar? Beantragt werden Mittel für die Durchführung und Auswertung von zwei Geländekampagnen im Nord-Sudan.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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