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Craving als transdiagnostischer Marker impulsiv-kompulsiver Verhaltensweisens

Antragsteller Professor Dr. Florian Schlagenhauf, seit 2/2023
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Biologische Psychiatrie
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 498218970
 
Craving umschreibt das nahezu unbezwingbare Verlangen nach einer bestimmten Substanz oder Handlung und ist Kernsymptom mehrerer psychiatrischer Störungen, die sich durch Kontrollverlust auszeichnen. Hierzu zählen substanz- und nicht substanzbezogene Abhängigkeitserkrankungen, sowie Essstörungen, die mit übermäßiger Nahrungsaufnahme verbunden sind (Binge-Eating Störung). Bei diesen Erkrankungen wird Craving oft durch Reize ausgelöst, die mit dem pathologischen Verhalten in Verbindung stehen. So tritt Craving nach Alkohol bei Alkoholabhängigkeit insbesondere in Alkohol-assoziierten Umgebungen auf. Patienten mit Binge-Eating Störung berichten dagegen von erhöhtem Craving nach Essen sobald Sie mit hochkalorischen Essensreizen konfrontiert werden. Daher fokussierten bisherige Humanstudien darauf, Craving bei bestimmten Patientengruppen mit Hilfe von spezifischen, krankheitsrelevanten Reizen zu untersuchen. Mehrere Tierstudien weisen jedoch darauf hin, dass sich das pathologische Craving nicht auf krankheits-spezifische Reize beschränkt. Stattdessen zeigen Tierstudien, dass einige Individuen im Allgemeinen mehr „reiz-reaktiv“ sind, indem sie insgesamt stärker auf verschiedene, belohnungsassoziierte Reize reagieren. Dieser Phänotyp scheint zudem die Vulnerabilität für verschiedene Erkrankungen zu erhöhen, die mit Kontrollverlust einhergehen. In dieser Studie möchte ich auf diesen tierexperimentellen Befunden aufbauen und testen, ob Menschen, die unter verschiedenen Arten von Kontrollverlust leiden eine erhöhte Reiz-Reaktivität zeigen. Es sollen Probanden untersucht werden, die unter Binge Eating, Glücksspielstörung oder Alkoholabhängigkeit leiden. In einem experimentellen Paradigma, werden Essensreize eines schmackhaften Nahrungsmittels verwendet, um Craving nach Nahrung (Heißhunger) auszulösen. Da Heißhunger ein Kernsymptom der Binge Eating Störung, nicht aber der Alkoholabhängigkeit oder der Glücksspielstörung ist, kann Craving im Sinne eines generellen, transdiagnostischen Pathomechanismus getestet werden. Da Glücksspielstörung nicht mit tatsächlichem Substanzkonsum assoziiert ist, kann zudem getestet werden, ob erhöhtes Craving mit dem Konsum potentiell schädlicher Substanzen einhergeht. Um die komputationalen Mechanismen zu beleuchten, wird Craving, wie bereits zuvor, als ökonomische Entscheidungsaufgabe operationalisiert. Die Erhebung von Pupillendilatationsdaten, erlaubt zudem Rückschlüsse über die Rolle des noradrenergen Neurotransmittersystems. Weiterhin soll getestet werden, ob die komputationalen Craving Parameter mit Aspekten der Impulsivität und Kompulsivität assoziiert ist. Diese psychologischen Konstrukte wurden bereits als transdiagnostische Marker für Störungen identifiziert, die mit Kontrollverlust einhergehen. Das Ziel dieser Studie ist das bessere Verständnis eines grundlegenden Pathomechanismus, der sich über diagnostische Kategorien erstreckt, um langfristig störungsübergreifende Interventionen zu fördern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz, USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professorin Anna Konova, Ph.D.; Professor Philipp Sterzer, Ph.D.
Ehemalige Antragstellerin Professorin Dr. Miriam Sebold, bis 2/2023
 
 

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