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Messgenauigkeit und Testwertinterpretation in deutschsprachigen Intelligenztests: Untersuchungen zu Fähigkeitsdifferenzierung, Altersdifferenzierung, und ihrer Interaktion.
Antragsteller
Dr. Moritz Lion Breit
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 499340216
Intelligenztests gehören zu den bedeutendsten und meist verwendeten psychometrischen Testverfahren. Seit über 100 Jahren werden kontinuierlich neue Tests entwickelt und bestehende überarbeitet. Viele der Test liefern neben Kennwerten für die allgemeine Intelligenz auch Kennwerte für spezifischere kognitive Fähigkeiten, mit denen sich Fähigkeitsprofile erstellen lassen. Bei der Auswertung und Interpretation der Tests wird zumeist angenommen, dass sowohl die Messgenauigkeit als auch die Gültigkeit der Fähigkeitsprofile über das gesamte Spektrum der Intelligenz hinweg gegeben sind – unabhängig von den Eigenschaften der getesteten Person. Diese Annahme ist jedoch aus theoretischer Perspektive zu hinterfragen. Nach Hypothesen zu Differenzierungseffekten der Intelligenz beeinflussen Alter und Fähigkeit einer Testperson den Zusammenhang zwischen verschiedenen Testskalen und ihre Messgenauigkeit systematisch. Die Hypothese der Fähigkeitsdifferenzierung nimmt an, dass die Bedeutung der allgemeinen Intelligenz für das Erbringen spezifischer kognitiver Leistungen mit steigender Fähigkeit der Testperson abnimmt. Nach der Hypothese der Altersdifferenzierung wird die Bedeutung der allgemeinen Intelligenz mit steigendem Alter geringer; nach der Hypothese der Altersdedifferenzierung findet sich im sehr hohen Alter ein genau gegenläufiger Trend. Zudem werden Interaktionen zwischen Fähigkeits- und Altersdifferenzierung vermutet. Die empirische Evidenz zu diesen Hypothesen ist aufgrund einer geringen Anzahl methodisch adäquater Studien schwach. Damit ist weitgehend unklar, welche Differenzierungseffekte tatsächlich existieren und inwiefern sie sich über Altersgruppen oder Testinhalte generalisieren lassen. Mit zwei großangelegten Studien möchten wir daher umfassende empirische Evidenz schaffen. Dabei fokussieren wir deutschsprachige Intelligenzstrukturtests. In der ersten Studie werden Fähigkeits- und Altersdifferenzierung und deren Interaktion in den Normdaten der Wechslertests über die Lebensspanne hinweg untersucht. Die Normdaten der verschiedenen Testversionen werden statistisch so verknüpft, dass eine Untersuchung vom Vorschulalter bis ins hohe Erwachsenenalter möglich ist. Die Ergebnisse werden zeigen, in welchem Alter welche Differenzierungseffekte beobachtbar sind. In der zweiten Studie werden die Normstichproben von 16 Intelligenztests für Kinder und Jugendliche mit einheitlicher statistischer Methodik auf Differenzierungseffekte analysiert und die Ergebnisse anschließend metaanalytisch integriert. Intelligenztests werden insbesondere in Kindheit und Jugend für folgenreiche diagnostische Entscheidungen verwendet. Daher ist gerade für diese Altersgruppen belastbare Evidenz zu Differenzierungshypothesen essentiell. Die Ergebnisse dieses Projekts tragen somit maßgeblich zu differenzierten, evidenzbasierten Empfehlungen für die Konstruktion, Überarbeitung und Verwendung von Intelligenztests bei.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professor Dr. Martin Brunner; Professorin Dr. Franzis Preckel