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Koalitions- und epistemische Logik: ein intensionaler Ansatz für Gruppen

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Theoretische Informatik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 499583844
 
Das CELIA-Projekt behebt eine bedeutende, aber bisher weitgehend übersehene Idealisierung in logischen Modellen von Gruppenwissen, -überzeugungen und -handeln: die sogenannte "extensionale" Perspektive auf Gruppen. In einer überwältigenden Mehrheit der Beiträge zur epistemischen, doxastischen und Koalitionslogik wird eine Gruppe auf ihre Extension reduziert, d.h. auf die Menge ihrer Mitglieder. Dies hat als unmittelbare, aber kontraintuitive Konsequenz, dass Gruppen ihre Identität ändern, sobald sich ihre Mitgliedschaft ändert. Auch schließt es Unsicherheit darüber aus, wer einer bestimmten Gruppe angehört. Diese Idealisierung spiegelt sich in den intendierten Anwendungsgebieten der logischen Modelle nicht wider. Firmen, informelle Teams und sogar lose Menschenmengen bleiben in der Regel auch dann bestehen, wenn sie einzelne Mitglieder hinzugewinnen oder verlieren. Auch ist die Identität aller Mitglieder selten, und wenn überhaupt nur in Gruppe moderater Größe allgemein bekannt.Um diese Idealisierung aufzuheben, erforscht CELIA eine "intensionale" Perspektive auf Gruppen in der die Beziehung zwischen Gruppenzugehörigkeit und Gruppenidentität gelockert ist und wendet diese auf epistemische, doxastische und Koalitionslogiken an, in denen Kollektive eine entscheidende Rolle spielen. CELIA ist in drei Teilprojekte unterteilt. Das erste Teilprojekt untersucht die logischen Eigenschaften kollektiver epistemischer Einstellungen unter der intensionalen Perspektive auf Gruppen. Dazu konzentriert es sich zum einen auf spezifische algebraische oder relationale Operationen auf Gruppen und zum anderen auf Gruppen, die logisch nicht allwissend sind. Das zweite Teilprojekt untersucht wie sich die intensionale Perspektive im kollektiven Gedächtnis von Gruppen niederschlägt. Dabei wird insbesondere die Beziehung zwischen individuellen und kollektiven perfekten Gedächtnis (Perfect Recall) untersuchen, wobei letzteres durch verteiltes oder gemeinsames Wissen definiert ist. Das dritte Teilprojekt greift die Koalitionslogik wieder auf und untersucht die Handlungsfähigkeit von Gruppen aus einer intensionalen Perspektive. Ein besonderes Augenmerk dabei ist, wie sich die kanonischen Repräsentationstheoreme für sogenannte spielbare Effektivitätsfunktionen ändern, wenn intensionale Gruppen mit spezifischen algebraischen Strukturen zugelassen werden.Die gewonnen Erkenntnisse werden eine natürlichere Anwendung logischer Modelle auf Fragen des kollektiven Gedächtnisses, des kollektiven Handelns und der kollektiven Verantwortung ermöglichen. Dabei stützt sich CELIA auf ein tschechisch-deutsches Team, das auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu verschiedenen Themen zurückblicken kann, die einschlägig für das vorgeschlagene Projekt sind. Dazu zählen neuere Arbeiten, die ein Fundament für das erste Teilprojekt legen, und auch der erfolgreichen Abschlusses eines ersten DFG-GACR-Forschungsstipendiums zur nichtklassischen epistemischen und dynamischen Logik.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Indien, Niederlande, Norwegen, Tschechische Republik, USA
Partnerorganisation Czech Science Foundation
 
 

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