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Neue Wege zur Nominalgruppe

Antragsteller Dr. Andreas Blümel
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 499585967
 
Die richtige syntaktische Analyse von komplexen Nominaleinheiten (PUNDs) wie „the car“ ist ein ungelöstes Problem. Vor dem Hintergrund aktueller theoretischer Entwicklungen verfolgt dieses Projekt eine einheitliche, neue Analyse von PUNDs als „dritten Weg“ jenseits der NP- und DP-Hypothese. Die Resultate werden einen Beitrag zu einem vertieften Verständnis von PUND-Phänomenen in einer Vielzahl von Sprachen leisten, mit wichtigen empirischen und konzeptuellen Implikationen. Die zentrale Hypothese ist, dass der nominalisierende funktionale Kopf n parametrisiert ist nach: stark und schwach (Nominal Strength Parameter, NSP). Im Rahmen der Prinzipien-&-Parameter-Tradition (Chomsky 1981 et seq; Borer 1984) und der Labeling-Theorie (Chomsky 2013, 2015) untersucht das Projekt, inwieweit die morphologische Reichhaltigkeit bzw. Schwäche nominaler Flexionsparadigmen auf die Labeling-Stärke bzw. -Schwäche von n-Köpfen hinweist (vgl. Russisch "mašin-a", Auto-NOM.SG.F mit dem morphologisch kasuslosen engl. Pendant). Es sucht den Dreh- und Angelpunkt sprachübergreifender Variation zu bestimmen, da vorläufige Ergebnisse darauf hindeuten, dass die NSP eine neue Klassifikation von Sprachen liefert, die bisherige auf der DP-NP-Unterteilung beruhende Ansätze (Bošković 2005 et seq) präzisiert. Um die NSP-Hypothese zu testen, fokussiert sich das Projekt auf drei zusammenhängende PUND-Phänomene: die Derivation von DET-Kategorien (Possessoren, Demonstrativa, W-Determinierer, etc.), Definitheitsaffixe und Nominalkonkordanz. Die erste Phase untersucht 19 Sprachen aus 10 verschiedenen Sprachfamilien, die Left Branch Extraction zulassen (darunter viele slawische Sprachen und Latein). Basierend auf früheren und neuen, durch direkte Erhebung gewonnenen Daten wird getestet, inwieweit diese Sprachen morphologisch reiche nominale Flexionsparadigmen aufweisen im Vergleich zu Sprachen, die der Left Branch Condition unterworfen sind und in den meisten nominalen Kontexten obligatorisch die Präsenz einer DET-Kategorie erfordern (z.B. Englisch, Deutsch und Italienisch). Die zweite Phase überprüft die Morphosyntax von Definitheitsaffixen angesichts des NSP. Sie untersucht Dänisch, Hebräisch und Schwedisch/SWE und geht der Idee nach, dass n der syntaktische Ort von Definitheitsaffixen ist (vgl. SWE "hest-en", Pferd-DEF, "das Pferd") statt des D-Kopfes. Bei positiven Ergebnissen können freistehende Definitheitsmarker (vgl. SWE "den hest-en", DEF Pferd-DEF, 'dieses Pferd') analytisch z.B. an Artikel im Englischen angeglichen werden, was weitere Einsichten in PUNDs in diesen Sprachen ermöglicht. In der letzten Phase werden Nominalkonkordanz und Morphosyntax von Adjektivmodifikationen im Dänischen, Deutschen, Hebräischen und SWE untersucht. Es wird geprüft, ob n der Ausbreitung morphologischer Reflexe auf Adjektivmodifikatoren wie Genus, Numerus und Kasusflexion sowie von Definitheitssmarkierung zugrunde liegt (vgl. Hebräisch "ha-yeled ha-xaxam" DEF-Junge DEF-schlau 'der schlaue Junge').
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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