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Sprache in Bewegung: Eine Untersuchung zu Bewegungskategorien des Dâw im Kontext

Antragstellerin Karolin Obert, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 500644240
 
Dieses Projekt umfasst eine innovative Untersuchung zum Konzept der Mobilität indigener Jäger- und Sammlergruppen aus dem Blickwinkel der Linguistik, indem es Bewegungsverben untersucht – eine a priori linguistische Kategorie, in der Mobilität in Lexika und Grammatiken indigener Sprachen zum Ausdruck kommen kann. Dabei stellt sich die Frage, was genaus uns Bewegungsverben über die Mobilität von Jägern und Sammlern sagen können? Und auch, wie sich Eigenschaften der Umwelt und Kultur in bestimmten Bewegungsverben überhaupt widerspiegeln können? Diese Fragen werden im Rahmen dieses Projektes, basierend auf einer Fallstudie mit Dâwsprechern (Naduhup Familie; Nordwestlicher brasilianischer Amazonas), adressiert. Dâw eignet sich für die Durchführung dieser Studie, da es über ein semantisch vielfältiges System von Bewegungsverben verfügt, welche zum Teil typologisch ungewöhnliche Muster der Bewegungskodierung, wie beispielsweise das Ausdrücken des Terrains in der Verbwurzel (z.B. dɔb ‚abwärts in Richtung Flussufer gehen‘), aufzeigt. Mittels innovativer Forschungsmethoden wird untersucht, wie sich indigene Mobilitätskonzepte in der Umgebung entfalten, während Dâwsprecher tatsächlich in Bewegung sind. Parallel zu den Bewegungsaktivitäten werden semi-strukturierte Interviews durchgeführt, bei denen Sprecher danach gefragt werden, welche Bewegung sie gerade ausführen. Diese neuartige Datensammlung besteht aus der zeitgleichen Aufzeichnung von Video, Audio und GPS-Datensätzen mittels Action Kameras und dient der anschließenden integrativen Untersuchung der Verwendung und Bedeutung von Bewegungsverben in Beziehung zu messbaren topografischen Charakteristika. Eine zweite Ebene der Analyse bilden nachträgliche Beschreibungen der Bewerbungsereignisse von Dâwsprechern. Mittels multifaktorieller Analysen, welche räumlich messbare Manifestationen und Sprecherwahrnehmungen von Bewegungsereignissen zusammenbringen, sollen Bewegungskategorien geographisch erfasst werden. Damit wird das übergeordnete Ziel verfolgt, unser Verständnis der linguistischen Kodierung von Mobilität in ihrem sprach- und kulturspezifischen und bewegungsbezogenen Kontext substanziell zu erweitern. Dies vertieft sowohl unser bestehendes Wissen über die Repräsentation von Mobilität im kulturellen Kontext, das für die Menschheitsgeschichte und Diversität von entscheidender Bedeutung ist, als auch unser Verständnis der Bewegungssemantik an der Schnittstelle von Sprache, Kultur und Umwelt. Die Ergebnisse sprechen folglich zu einem interdisziplinären Publikum bestehend aus Linguisten, Anthropologen und Geographen und tragen zum Erhalt höchst bedrohter indigener Wissenssysteme bei.
DFG-Verfahren WBP Stipendium
Internationaler Bezug Schweden
 
 

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