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Die merkantile Zentralortfunktion der römischen Kolonie Cosa (Ansedonia, GR / Italien)

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 500759416
 
Die auf das Jahr 273 v. Chr. zurückgehende latinische Kolonie Cosa (beim heutigen Ansedonia, Italien) ist durch mehrere hauptsächlich amerikanische Grabungsprojekte gut erschlossen. Sie konnte in der Forschung deshalb zu einer Art Musterfall einer römischen Neugründung avancieren. Bislang sind die öffentlichen Bauten am Forum, wichtige Heiligtümer, die Thermen sowie ausgewählte Wohnhäuser freigelegt; auch der nahegelegene Hafen ist gut untersucht. Die 2013–2018 durchgeführten geophysikalischen Prospektionen zeigen allerdings, dass die Stadt nur teilweise bebaut war. Sie kann also weniger als größere Bevölkerungskonzentration gelten denn als politisches, religiöses und wirtschaftliches Zentrum der Region mit einem zwar großen Einzugsgebiet, doch einer nur kleinen ortsansässigen Bevölkerung. Gerade die zahlreichen Umwohner, welche auf Villen und Gehöften lebten, dürften also die städtische Infrastruktur genutzt haben. Bislang weitgehend unbekannt sind allerdings die merkantilen Räume, welche Cosa seinem (gleichfalls überdurchschnittlich gut erforschten) Umland geboten haben muss. Das hier beantragte Projekt sieht mehrere Sondagen in zwei Arealen vor: Einen Fokus stellt ein bislang als antiker Speicherbau gedeutetes, doch nur sehr oberflächlich untersuchtes Gebäude dar; den anderen eine Platzanlage, welche sich in den geophysikalischen Messbildern abzeichnet und angesichts ihrer Form und ihrer Lage einen Marktkomplex dargestellt haben dürfte. Mithilfe der Grabungen können Zeitstellung, Bauform und diachrone Entwicklung beider Anlagen geklärt und somit die merkantile Infrastruktur der Kolonie erschlossen werden; die Integration archäobotanischer und archäozoologischer Analysen lässt darüber hinaus Rückschlüsse auf antike Ernährungsgewohnheiten zu. Damit werden wichtige Lücke in der Kenntnis des Orts gefüllt. Insbesondere aber ermöglichen die Arbeiten an zwei ausgewählten Gebäuden in der Stadt sowie die Auswertung der aus ihrer Umgebung bekannten Befunde im Rahmen der eigenen Stelle des Projektleiters die ökonomische Kontextualisierung der Kolonie Cosa innerhalb ihrer Umgebung. Die Ergebnisse zur Marktfunktion der Stadt können anschließend mit ähnlichen, doch zumeist schlechter erforschten Orten abgeglichen werden. Das beantragte Projekt stellt somit eine wirtschaftsarchäologische Fallstudie zum mittel- und spätrepublikanischen sowie kaiserzeitlichen Mittelitalien dar, welche die ansonsten gut bekannte Kolonie Cosa und ihre Umgebung als Ausgangsbasis nimmt, doch weit allgemeinere Ergebnisse verspricht. Die Terminierung der drei Grabungskampagnen und einer Fundbearbeitungskampagne sowie die eigene Stelle des Antragstellers erlauben den mindestens weitgehend druckfertigen Abschluss des Projekts zum Ende des dritten Förderjahres. Die Arbeiten vor Ort werden in Kooperation mit dem aktuell laufenden amerikanischen Grabungsprojekt (in welchem die Thermen untersucht werden) durchgeführt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartner Professor Dr. Andrea U. De Giorgi
 
 

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