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Zwischen Avantgarde und Nonkonformismus. Sowjetische Künstler*innen und ihre alternative Praxis zwischen Tauwetter und Stagnation

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 500876417
 
Erforscht werden alternative sowjetische Künstler*innen und ihre Praktiken, mit denen sie sich in der Zeit des ausklingenden Tauwetters mit seinen vermeintlichen Freiheiten (a) neu in der Gesellschaft, (b) zwischen vorrevolutionärer und sowjetischer Kunstpraxis und (c) ggf. in Bezug auf ihre Kontakte zur Kunstwelt im Westen verorteten. Im Zentrum steht sowohl ihre Rolle als Mitglieder einer Gesellschaft in einer Umbruchssituation als auch ihre Bedeutung für die Herausbildung neuer Stilmittel einerseits und das Anschließen an die russische Avantgarde andererseits. Das Paradigma des „Anderssein“ wird dabei unter umgekehrten Vorzeichen beleuchtet und in Zweifel gezogen: Bewegten sich die alternativen Künstler*innen tatsächlich, wie bislang behauptet, am Rande der sowjetischen Gesellschaft? Untersucht werden dafür in einem geschichtswissenschaftlichem und in einem kunsthistorischen Teilprojekt Protagonist*innen der Lianozovo- und Uktus Schulen in Moskau, Sverdlovsk und Leningrad. Das geschichtswissenschaftliche Teilprojekt analysiert Subjektkonstituierungsprozesse von Künstlerpaaren der beiden Schulen wie etwa Ry Nikonova/Sergej Sigej oder Oskar Rabin/Valentina Kropivnitskaja. Es fragt einerseits danach, welche Vorstellungen und Diskurse für die individuelle Verortung im ausklingenden Tauwetter beim Ausloten des eigenen Verhältnisses zu Staat und Gesellschaft von tragender Bedeutung waren und betrachtet andererseits Verflechtungen der einzelnen Akteur*innen mit anderen (alternativen) Milieus. Das kunsthistorische Teilprojekt nimmt das Kunstschaffen im Zeitraum zwischen der Manege-Ausstellung von 1962 und der Bulldozer-Ausstellung von 1974 in den Blick und analysiert die künstlerischen Strategien und das visuell-poetische Vokabular im Spannungsfeld zwischen offiziell geförderter Kunst und der Rezeption der russischen/sowjetischen Avantgarde sowie von zeitgenössischen westlichen Kunstströmungen. Insbesondere die Stellung der Künstler*innen der „Tauwettergeneration“ zwischen der ersten, historischen russischen Avantgarde und der zweiten russischen Avantgarde, mit der gewöhnlich der Moskauer Konzeptualismus der 1980er Jahre beschrieben wird, soll genauer beleuchtet werden. Dabei wird sich die Studie sowohl mit dem von Margarita Tupitsyn geprägten Begriff der “dissident modernists” sowie mit Matthew Jesse Jackson’s These, dass “sich nur wenige nonkonformistische Künstler*innen vor der Mitte der 1980er Jahre als Mitglieder einer Bewegung betrachteten, die die historische Avantgarde wiederbelebte”, auseinandersetzen. Die beiden Doktorand*innen werden im gemeinsamen Team von der Osteuropahistorikerin Prof. Dr. Susanne Schattenberg und der Kunsthistorikerin Prof. Dr. Isabel Wünsche betreut. In ihren Recherchen greifen die Doktorand*innen auf Materialien aus dem Archiv der Forschungsstelle Osteuropa und seinen Partnerarchiven des „Russian Art Archives Net (RAAN)“ sowie auf Quellen aus weiteren Archiven und Museen in Russland zurück.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Russische Föderation, USA
 
 

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