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Tocquvilles politische Ökonomie der Demokratie als Engagement

Antragsteller Dr. Clemens Reichhold
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 501727443
 
Ziel des Projekts ist ein besseres Verständnis von Politik und Wirtschaft in modernen Demokratien. Dafür wird das Denken des Franzosen Alexis de Tocqueville (1805-1859) untersucht. Während viele Autor:innen die Demokratie als rein politisches System verstehen, beschäftigte sich Tocqueville als einer der ersten auch mit ihren ökonomischen und gesellschaftlichen Grundlagen. Die aktuelle Forschung beginnt gerade erst diese Ideen zu würdigen. Bislang jedoch ohne auf seine Rolle als öffentlicher Intellektueller einzugehen, der sich gegen die Krise der in seiner Zeit noch jungen Demokratie engagierte. Diese Leerstelle ist umso erstaunlicher, als Tocqueville Denker gilt, der das alltägliche zivilgesellschaftliche Engagement ins Zentrum seiner Bemühungen um eine Belebung der Demokratie stellte.Methodisch erforscht das Projekt dafür zum einen die Geschichte der Demokratie, die zu Tocquevilles Lebzeiten zwischen 1815 und 1860 von zahlreichen Krisen geschüttelt wurde und seinen Reformeifer anstachelte. Zum anderen fragt es genauer nach den Adressaten seiner Werke. Wen versuchte er zu überzeugen? Von wem grenzte er sich ab und wem galten seine Angriffe? Welche Medien, rhetorischen Mittel und Argumente wählte er dazu? Diese Herangehensweise verspricht insbesondere ein besseres Verständnis für den politischen Standpunkt Tocquevilles, über den bis heute große Uneinigkeit herrscht.Um diesen Standpunkt genauer zu bestimmen, wird Tocquevilles Denken über Politik und Wirtschaft in drei unterschiedlichen Bereichen untersucht. Erstens wird sein Verhältnis zu einer neuen Wissenschaft erforscht, die sich zu seiner Zeit als „politische Ökonomie“ etablierte. Relevant ist hier insbesondere sein kritisches Verhältnis zu den wirtschaftsliberalen Gründern dieser Wissenschaft. In einem zweiten Feld wird zudem sein Engagement als politischer Experte für Kolonialismus und Imperialismus untersucht. Anhand von Beiträgen und Reportagen, die er für das französische Parlament verfasste, lässt sich rekonstruieren, warum er einen nationalen Konsens über die Kolonisierung Algeriens zu erzielen suchte. In einem dritten Feld soll schließlich erstmals systematisch Tocquevilles Rolle als Journalist und Herausgeber der Zeitschrift „Le Commerce“ untersucht werden. In Gegenüberstellung zu anderen zeitgenössischen Zeitschriften wird herausgearbeitet, wie er zur Erhaltung kapitalistischer Demokratien Allianzen mit progressiven und konservativen Kräften schmiedete. Durch diese Schritte wird das Projekt erstmals Licht auf grundlegende Krisen und Reformansätze moderner kapitalistischer Demokratien werfen, die Tocqueville bereits zu ihrer Geburtsstunde beschäftigten. Ein scharfes Bild ergibt sich jedoch erst, indem das praktische Engagement dieses klassischen Denkers gewürdigt wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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