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Modalitätsspezifische Effekte in der Sprachverarbeitung bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörung

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 501984684
 
Sprachverarbeitung erfordert häufig eine Kombination aus auditiver, visueller, vokaler und manueller Informationsverarbeitung. Genauer kann Sprache über die auditive oder visuelle Inputmodalität wahrgenommen und über die vokale oder manuelle Outputmodalität produziert werden. Erfolgreiche Kommunikation benötigt meist eine Kombination aus Input- und Outputmodalitäten. Untersuchungen zeigen, dass die Kombination von Input und Output einen entscheidenden Einfluss auf die sprachliche Verarbeitung nimmt – insbesondere wenn es zu einem Modalitätswechsel kommt. So gelingt der Wechsel zwischen kompatiblen Modalitätskombinationen (d.h. auditiv-vokal und visuell-manuell) schneller und ist weniger fehleranfällig als ein Wechsel zwischen inkompatiblen Kombinationen (d.h. auditiv-visuell und visuell-vokal). Auditiv-vokal und visuell-manuell gelten als kompatible Modalitätskombinationen, da die Inputmodalität der Modalität des sensorischen Feedbacks des Outputs entspricht. Bisherige Befunde zu Effekten von Modalitätskompatibilität beschränken sich auf die Untersuchung von sprachlich unauffälligen Erwachsenen. Im geplanten Vorhaben sollen erstmals Effekte von Modalitätskompatibilität bei Kindern sowie mögliche Zusammenhänge zur sprachlichen Entwicklung untersucht werden. Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung (SES) unterscheiden sich von Kindern mit typischer Sprachentwicklung hinsichtlich ihres Einsatzes von Modalitäten. Zum einen setzen sie häufiger gestische Äußerungen zur Kompensation vokalsprachlicher Defizite ein. Zum anderen lassen sich bei ihnen mehr Fehler bei der Integration von gestischer Information in gesprochene Sprache beobachten. Die Rolle von Modalitätskompatibilität ist dabei bislang ungeklärt. Ziel des geplanten Vorhabens ist die systematische Untersuchung von Modalitätseffekten bei 108 Kindern mit und ohne SES im Alter von vier und fünf Jahren. Nach einer ersten Sitzung zur Überprüfung sprachlicher Fähigkeiten, wird in drei weiteren Einzelsitzungen das Wechseln zwischen kompatiblen und inkompatiblen Modalitätskombinationen mittels spielbasierter Aufgaben am PC untersucht. Die Sitzungen unterscheiden sich dabei systematisch in der Art des Inputs (z.B. Bilder versus Gesten) und Outputs (z.B. Tastendruck versus Gesten). Erwartet werden stärkere Effekte von Modalitätskompatibilität bei sprachlich unauffälligen Kindern als bei Kindern mit SES, sowie stärkere Effekte für In- und Output mit klarem sprachlichem Bezug (z.B. Wörter oder Gebärden) gegenüber weniger sprachbezogenem In- und Output (z.B. Bilder oder Tastendruck). Das beantragte Vorhaben wird damit eine der häufigsten Entwicklungsstörungen aus einer völlig neuen, multimodalen Perspektive beleuchten, wodurch neue Einblicke in die Ätiologie sowie wichtige Implikationen für die therapeutische Intervention gewonnen werden können. Darüber hinaus können Erkenntnisse des geplanten Vorhabens einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung neuer, multimodaler Sprachverarbeitungsmodelle leisten.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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