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Abfall in Bewegung. Mobilisierungen von Abfällen und Schadstoffen als soziomaterielle Konfiguration
Antragsteller
Dr. Yusif Idies
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Empirische Sozialforschung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Empirische Sozialforschung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 503738037
Der Umgang mit stetig steigenden Mengen oft hochgradig mobiler Abfälle und Schadstoffe gilt als eine der größten sozialökologischen Herausforderungen der heutigen Zeit. Dennoch wird Abfall als sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschungsgegenstand in der deutschsprachigen Humangeographie sowie benachbarten Disziplinen bislang nur wenig beachtet. Das geplante Netzwerk begegnet dieser Leerstelle, indem es eine interdisziplinär ausgerichtete und von den angloamerikanischen Waste und Discard Studies inspirierte Forschungsperspektive entwickelt. Abfälle und Abfallbewegungen werden aus dieser Perspektive dezidiert als Effekt soziomaterieller Relationen von Dingen, sozialen Praktiken und Infrastrukturen untersucht. Konzeptioneller Ansatzpunkt sind dabei Prozesse und Praktiken der Mobilisierung von Abfall. Das Forschungsprogramm des Netzwerkes zielt darauf ab, diese Prozesse und Praktiken entlang von drei zentralen konzeptionellen Achsen genauer zu bestimmen, zu verstehen und so zu nachhaltigeren Handlungsweisen beizutragen: Erstens werden soziomaterielle Praktiken der Transformation im Rahmen der Bewertung und Klassifizierung von Abfall untersucht („Mobilisierung als Transformationsprozess“). Zweitens wird analysiert, wie sich Schadstoffe und Abfälle aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften, sozialen und materiellen Beziehungen in Bewegung setzen und konfigurieren („Materialisierung in Relationen“). Ausgehend von der Langlebigkeit moderner Abfälle wird drittens die Rolle der Zeitlichkeit betont, nach den Konsequenzen nicht endgültig abschließbarer Entsorgung gefragt und es werden vor diesem Hintergrund mögliche alternative Praktiken der (Für-)Sorge ausgelotet („Zeitlichkeiten der (Für-)Sorge“). Ziel des Netzwerks ist die Etablierung eines interdisziplinären Diskussionszusammenhangs zur sozial- und kulturwissenschaftlichen Abfallforschung. Daraus soll eine längerfristige fächerübergreifende Forschungskooperation über die Netzwerkthematik hervorgehen, die auch über die Förderungsperiode hinaus zur stärkeren Wahrnehmung des Forschungszweigs beiträgt. In diesem Rahmen ist die Publikation eines deutschsprachigen Open Access-Handbuchs (1) geplant, das die inhaltliche Arbeit entlang der drei oben genannten heuristischen Achsen abbildet und das emergente Feld der Waste und Discard Studies für die deutschsprachige Forschung und Lehre erschließt. Im Rahmen der Entwicklung eines gemeinsamen begrifflichen Instrumentariums wird eine Webpräsenz aufgebaut, die in Form eines Online-Glossars (2) sowie per Visual Storytelling („Scrollytelling“) (3) die Ergebnisse des kollaborativen Arbeitsprozesses bündelt und öffentlich sichtbar macht. Als längerfristiges Ergebnis sollen die Netzwerkkontakte und die inhaltlichen Diskussionen über die Förderperiode hinaus verstetigt werden, um die Beantragung eines internationalen Forschungsprojekts (4) anzubahnen.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich
Dr. Sven Bergmann