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Architekturen des Selbst im postkolonialen Namibia

Antragsteller Dr. Jack Boulton
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2022 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 503940884
 
In Namibia werden derzeit wichtige Gespräche über die Hinterlassenschaften der kolonialen Vergangenheit geführt. Während dem Status der verbliebenen deutschen Kolonialbauten in Namibia und ihrem Platz in der Erinnerungskultur zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die Rolle dieser Architektur bei der Herausbildung zeitgenössischer Männlichkeiten weniger gut erforscht. In Form von Soldatenstatuen, ehemaligen Gefangenenlagern, kolonialen Hauptquartieren und Kasernen sind die physischen Strukturen in Swakopmund und Windhoek selbst repräsentativ für koloniale Gewalt, eine ständige Erinnerung an die Zeit, in der sie gebaut wurden, und an bestimmte, in die Geschichte eingebettete Identitätskonstruktionen. In dem Bewusstsein, dass Architektur die Erinnerung an die Vergangenheit symbolisiert und in der Gegenwart reproduziert und dass die urbane Umgebung eine konstitutive Wirkung auf die Konstruktion des Selbst haben kann, untersucht dieses Projekt die Art und Weise, in der architektonische Hinterlassenschaften die zeitgenössische männliche Lebenswelt prägen. Auf der Grundlage von Feldforschungen in Swakopmund und Windhoek, Namibia, zielt das Projekt darauf ab, die Nutzung, die Erfahrungen und die Bedeutungen dieser Konstruktionen sowohl im historischen als auch im gegenwärtigen Kontext zu beschreiben und vollständig zu verstehen. Indem es eine Verbindung zwischen der gebauten Umwelt und den Prozessen der Selbstformung herstellt, versucht das Projekt zu verstehen, wie diese architektonischen Hinterlassenschaften in der Gegenwart reproduziert werden - zum Beispiel in neueren Konstruktionen namibischer und ausländischer Firmen, die historische Stile imitieren und spezifische Repräsentationen von Männlichkeit propagieren. Obwohl urbane namibische Männlichkeiten speziell im Hinblick auf Gewalt - insbesondere geschlechtsspezifische Gewalt - problematisiert werden, sind sie nach wie vor bemerkenswert wenig erforscht. Männer werden oft eher als Täter denn als Opfer von Gewalt gesehen. Daher werden in diesem Projekt Männer und Männlichkeiten sowohl im Zusammenhang mit der Kolonialgeschichte als auch mit zeitgenössischen Prozessen des männlichen Selbstverständnisses analysiert. Es leistet einen Beitrag zu drei Hauptbereichen: Männlichkeitsstudien, Architekturanthropologie und Anthropologie des Selbst.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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