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Unwissenheit, Verantwortung und moralische Verpflichtung

Antragsteller Daniele Bruno
Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 503995582
 
Das zentrale Anliegen dieses Forschungsprojekts ist die systematische Untersuchung der epistemischen Bedingungen der moralischen Vorwerfbarkeit von Handlungen. Während der Fokus bestehender Untersuchungen dieser Bedingungen in der Literatur vor allem auf der Frage liegt, unter welchen Umständen Akteur*innen durch Unwissenheit entschuldigt sein können, zielt dieses Vorhabens darüber hinaus auch insbesondere auf die Beantwortung der Frage ab, in welcher Weise dies möglich ist.Grundsätzlich kann sich auf zwei verschiedene Weisen zeigen, dass es nicht gerechtfertigt ist, einer Akteurin für eine bestimmte Handlung Vorwürfe zu machen. Entweder es stellt sich heraus, dass ihre Handlung nicht moralisch falsch war, oder, dass die Akteurin für die (ggf. falsche) Handlung nicht verantwortlich war. Beide Bedingungen kommen als diejenige in Frage, die von aus entschuldigender Unwissenheit handelnden Akteur*innen nicht erfüllt wird. Dies zeigt sich auch daran, dass die Frage nach der moralischen Relevanz von Unwissenheit in der Literatur in zwei zumindest auf den ersten Blick ganz unterschiedlichen Kontexten diskutiert wird. Zum einen ist dies die Debatte zur epistemischen Bedingung von Verantwortung, zum anderen die Debatte zwischen Objektivisten und Subjektivisten/Perspektivisten über moralische Verpflichtung. Überraschenderweise laufen die genannten Debattenstränge weitgehend parallel zueinander, ohne dass die entsprechenden Positionen und Vorschläge auf hinreichend ergiebige Art und Weise miteinander ins Gespräch gebracht werden würden.An diesem Befund setzt mein Projekt an. Ziel des Projekts ist eine sorgfältige Analyse der beschriebenen Dualität von Arten, wie den Phänomenen der moralischen Relevanz von Unwissenheit Rechnung getragen werden kann. Es soll nicht nur untersucht werden, warum diese Dualität besteht, sondern auch, ob sich diese nach eingängiger argumentativer Prüfung aufrechterhalten lässt. Ich möchte klären, ob ein epistemischer Filter sowohl auf Pflicht- als auch auf Verantwortungsseite erforderlich ist, oder ob sich unsere intuitiven Urteile zur Vorwerfbarkeit von Handlungen auch durch nur einen dieser Filter adäquat einfangen lassen.Eine solche Klärung ist auch deshalb von großer Wichtigkeit, da sich durch sie eine Reihe von Möglichkeiten der Übertragung bzw. „Übersetzung“ von Argumenten und Thesen zwischen den beiden etablierten Debattenkontexten ergeben. Durch eine solche Erschließung von neuen argumentativen Ressourcen sind schließlich konkrete neue Ergebnisse bei der Erarbeitung der epistemischen Bedingungen von moralischer Vorwerfbarkeit zu erwarten, welche die Debatte zu diesen selbst signifikant vorantreiben können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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