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Erkundung der Dinosaurier-Fauna der mitteljurassischen Balabansai-Formation in Kirgisistan und Einblicke in die evolutionäre Radiation und Biogeografie von Dinosauriern in Zentralasien
Antragsteller
Dr. Tom Hübner; Professor Oliver Rauhut, Ph.D.; Dr. Oliver Wings
Fachliche Zuordnung
Geologie
Förderung
Förderung von 2022 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 504374519
Dinosaurier sind eine der erfolgreichsten und am weitesten verbreiteten Landwirbeltiergruppen aller Zeiten. Da sie auch häufig fossil gefunden werden, sind sie ideal zur Erforschung der Evolution und Verbreitungsmuster von Wirbeltieren geeignet. In der Zeit des Mittleren Jura, also vor 174 bis 163 Millionen Jahren, entstanden viele Hauptgruppen von Dinosauriern bzw. waren dabei, sich zu etablieren. Leider gibt es aus dieser Zeitspanne weltweit nur lückenhafte fossile Belege, so dass die Evolution der Dinosaurier hier nur unzureichend bekannt ist. Zudem beginnt in dieser Zeit das vorgeschlagene Phänomen des Endemismus von Dinosauriern in Ostasien, also die eigenständige Entwicklung von Dinosauriergruppen, die es nur in diesem Teil der Erde gab.Die Balabansai Formation im zentralasiatischen Kirgisistan ist aus drei Gründen ein möglicher Schlüssel zu Fragen der Evolution und Verbreitungsmuster von Dinosauriern im Mittleren Jura: 1) Sie hat das richtige geologische Alter, 2) es werden dort wiederholt Überreste von Dinosauriern gefunden und 3) das Gebiet liegt heute wie damals genau zwischen dem westlichen Eurasien und Ostasien. Die kürzlichen Entdeckungen der Teilskelette eines sauropoden und eines theropoden Dinosauriers bestätigen zudem, dass in diesen Sedimenten mit wissenschaftlich bedeutenden Funden zu rechnen ist.Dieses Erkundungsprojekt verfolgt das Ziel, bereits gefundene Dinosaurierfossilien zu untersuchen und weitere Lokalitäten für ein mögliches größeres Folgeprojekt im Gelände zu identifizieren. Aufgrund der weltweiten Seltenheit von aussagekräftigen Fossilien aus dem Mittleren Jura birgt jeder Fund entscheidende neue Erkenntnisse über die Evolution und Verwandtschaftsverhältnisse von Dinosauriern. Sollten sich die Erwartungen an die Funddichte und -qualität vor Ort bestätigen, sollen die Fossilien geborgen und analysiert und schließlich die gesamte Dinosaurier-Fauna der Balabansai Formation in besagtem Folgeprojekt mit den Faunen des westlichen Eurasiens und Ostasiens qualitativ und mit Hilfe von statistischen Verfahren verglichen werden. So ließe sich feststellen, ob die Fauna Kirgisistans einer der Vergleichsfaunen entspricht oder ob es sich um eine Mischfauna handelt. Schlussendlich könnte sich so bestimmen lassen, ob es eine für ostasiatischen Endemismus verantwortliche geografische Barriere in einer bestimmten Region gegeben hat oder ob die Endemismus-Hypothese zu ostasiatischen Dinosauriern womöglich nur auf dem lückenhaften Fossilbericht beruht.Über die wissenschaftlichen Ziele hinaus ist außerdem geplant, den kirgisischen Partner, das Institut für Geologie in Bishkek vertreten durch Dr. Aizek Bakirov, im möglichen Folgeprojekt so zu unterstützen, dass in Kirgisistan schrittweise die Basis für eine moderne wissenschaftliche Sammlung und eigenständige paläontologische Forschung geschaffen werden kann.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Kirgisistan
Kooperationspartner
Dr. Aizek Bakirov