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Die Evolution von despotischen Gesellschaften bei Säugetieren

Fachliche Zuordnung Evolution, Anthropologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 505297756
 
Soziale Rangordnungen sind bei vielen Tiergesellschaften von herausragender Wichtigkeit: der soziale Rang bestimmt den Zugang zu Ressourcen und beeinflusst dadurch nahezu jeden Aspekt der Darwin‘schen Fitness eines Individuums. Die Ursachen und Folgen des sozialen Ranges bei gruppenlebenden Arten sind eingehend erforscht. Weit weniger gut bekannt ist, warum manche Tiergesellschaften strenger hierarchisch aufgebaut sind – und damit die Ungleichheiten zwischen den Mitgliedern größer sind – als andere. Wenig erforscht ist insbesondere warum sich soziale Rangordnungen darin unterscheiden, wie streng die Individuen an ihren Rang gebunden sind und wie groß die Unterschiede zwischen den Rängen sind. Dieses Projekt soll die evolutionären Ursachen von Unterschieden im Dominanzstil – von egalitär bis despotisch – auf Ebene der Individuen, Gruppen, Populationen und Arten bei gruppenlebenden Säugetieren untersuchen. Dabei werden wir drei Hypothesen (H1-3) testen. Diese besagen, dass individuelle Unterschiede im Dominanzstil (d.h. in der Häufigkeit und dem Muster, mit der/dem ein Mitglied der Gruppe Aggressionen gegen ranghöhere und -niedrigere Mitglieder richtet) stabile, vererbbare Verhaltenssyndrome (H1), flexible, individuelle Reaktionen auf Veränderungen in der ökologischen oder sozialen Umwelt (H2), oder sozial erlernte Reaktionen auf Veränderungen in der kulturellen Umwelt (H3), darstellen. Wir werden die Hypothesen anhand von vier Arbeitspaketen untersuchen: Charakterisierung der Unterschiede 1. zwischen Individuen, um die Stabilität und Erblichkeit von Dominanzstilen zu testen (H1); dafür analysieren wir detaillierte Verhaltensdaten von Langzeitstudien an wildlebenden Chacma-Pavianen (Papio ursinus), Mandrills (Mandrillus sphinx) und Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta); 2. innerhalb und zwischen sozialen Gruppen, indem individuelle Dominanzstile mit dem Gruppendominanzstil verknüpft werden, um zu prüfen, ob sie flexible Reaktionen auf Veränderungen des ökologischen, sozialen (H2) oder kulturellen (H3) Umfelds widerspiegeln; dafür kombinieren wir Modellierungsdaten mit empirischen Daten aus den drei Studienpopulationen. Der individuelle Dominanzstil kann strategisch angepasst werden, wenn sich der Rang ändert, oder er kann sozial erlernt werden, z.B. wenn sich neue Individuen einer Gruppe anschließen; 3. über Populationen und Arten hinweg, um eine Synthese der Evolutionsgeschichte des Dominanzstils in Säugetiergesellschaften zu erstellen und H1-3 unter Verwendung eines breit angelegten Vergleichs zu testen; und 4. zwischen den Geschlechtern, indem wir die Erkenntnisse aus den Arbeitspaketen 1-3 und die sozio-ökologischen Unterschiede zwischen unseren Studienarten nutzen, um zu untersuchen, inwiefern und weshalb sich männliche und weibliche Dominanzstile voneinander unterscheiden. Die Ergebnisse unseres Projektes werden ein neues Licht auf die evolutionären Ursprünge sozialer Ungleichheit innerhalb und zwischen Tiergesellschaften werfen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartnerinnen Dr. Marie Charpentier; Dr. Elise Huchard
 
 

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