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Mehr als Offshoring: Handelbare Dienstleistungen und regionale Wertschöpfungsketten im Globalen Süden
Antragsteller
Professor Dr. Javier Revilla Diez; Dr. Sören Scholvin
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 505329997
Dienstleistungen erwirtschaften mehr als die Hälfte des globalen BIP. Zwischen 2008 und der Covid-19-Pandemie wuchsen die weltweiten Dienstleistungsexporte um 3,9 Prozent pro Jahr, verglichen mit 2,3 Prozent bei den Warenexporten. Der zunehmende Handel mit Dienstleistungen bietet den Ländern des Globalen Südens die Gelegenheit, ihre Entwicklungsstrategien zu diversifizieren. Aufstrebende Nationen können einen bedeutenden Beitrag zum internationalen Dienstleistungssektor leisten. Da sie nicht mehr auf die verarbeitende Industrie und rohstoffintensive Branchen beschränkt sind, haben sie eine große Chance, sowohl ihre wirtschaftliche als auch ihre soziale Lage zu verbessern.Leider wird der Globale Süden in wissenschaftlichen Diskursen oft als passiver Empfänger von Wachstumsimpulsen aus Europa und Nordamerika dargestellt. Die Internationalisierung von Firmen aus Entwicklungsländern und Anzeichen dafür, dass einige von ihnen sich zu Lead Firms in Wertschöpfungsketten entwickeln, wurden bisher vernachlässigt. Unser Projekt wird zeigen, dass es endogene Dynamiken bei Dienstleistungsexporten im Globalen Süden gibt. Unternehmen aus Ländern wie Argentinien, Singapur und Südafrika stoßen in ausländische Märkte im Bankwesen, der Kommunikation, Informationstechnologie und anderen Sektoren vor. Das erzeugt positive Effekte sowohl für diese Unternehmen als auch für die verschiedenen Standorte, an denen sie tätig sind.Das Projekt wird darüber hinaus einen Beitrag zum Verständnis regionaler Wertschöpfungsketten liefern, indem untersucht wird, ob – und wenn ja, wie – Dienstleistungsanbieter aus dem Globalen Süden ihre Aktivitäten auf verschiedene Länder aufsplitten. Bisher wurden nur erste Versuche unternommen, regionale Wertschöpfungsketten nachzuzeichnen. Die Bedingungen, die sie beflügeln, bedürfen weiterer Erforschung; ebenso ihre Auswirkungen auf Unternehmen – durch Upgrading – und die Verteilung der Gewinne auf verschiedene Länder.Regionale Wertschöpfungsketten sind Teil einer breiter angelegten Debatte, zu der dieses Projekt beitragen wird. Der Welthandel ist vielfältig und polyzentrisch geworden. Unterschiedliche Endmärkte sind von Bedeutung. Regionalisierung und Süd-Süd-Handel werden immer wichtiger. Sie ergänzen Globalisierung und Nord-Süd-Handel. Forschung in dieser Richtung sollte sich auf die private und öffentliche Governance der Wertschöpfungsketten hinter dem neuartigen Handel sowie damit verbundenes Upgrading und Regionalentwicklung konzentrieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Südafrika
ausländische Mitantragsteller
Professor Dr. Ivan Turok; Dr. Justin Visagie