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Hellenistische Könige und pragmatischer Regionalismus: Selbstdarstellung, politische Praxis und Wahrnehmung
Antragsteller
Dr. Charalampos Chrysafis
Fachliche Zuordnung
Alte Geschichte
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 506077528
Dem Forschungsprojekt liegt die Arbeitshypothese zugrunde, dass die hellenistischen Monarchien zwar in bestimmten Kontexten universale Ansprüche äußerten bzw. andere ihnen solche Ansprüche zuschrieben, dass diese aber nicht unmittelbar politisch handlungsleitend wurden. Vielmehr dominierte ein pragmatischer Umgang mit den politischen Realitäten, zu der eine offensive Nutzung sich bietender Möglichkeiten zur Ausweitung der eigenen Machtbasis nicht in Widerspruch steht. Universalismus wird in diesem Zusammenhang als die politische Einheit zumindest der als zivilisiert betrachteten Welt verstanden. Diese Idee wird auf die vorderorientalischen Großreiche zurückgeführt und in der Forschung häufig dafür genutzt, um prämoderne Imperien zu verstehen. Der universale Herrscher habe als Vermittler zwischen der göttlichen Ordnung und der realen Welt fungiert, mit der Aufgabe, Innere Frieden, Wohlstand und Ordnung zu gewährleisten. In diesem Sinn sei er verpflichtet gewesen, eine Expansionspolitik zu führen und als Grenze des Reiches die Grenze der Welt zu definieren. Diese Tendenz stellt eine Reaktion auf die älteren Forschungsansätze dar, welche die hellenistischen Reiche aus der Perspektive moderner Staatlichkeit konzeptionalisierten und sie daher analog den europäischen Mächten des 18. und 19. Jh. im Grunde als staatsrechtlich verfasste konkurrierende Territorialstaaten auffassten, die sich als Teil eines auf einer grundsätzlichen gegenseitigen Anerkennung basierenden und diplomatisch regulierten Mächtesystems verstanden. So sehr diese Reaktion berechtigt ist, ist doch nicht zu übersehen, dass es sich um eine extreme Gegenposition handelt, die ihrerseits mit etlichen Problemen behaftet ist und einer weiteren Differenzierung bedarf. Es wird dementsprechend darum gehen, sich von den abstrakt anmutenden Modellbildungen der Staatlichkeit sowie des Universalismus zu lösen und nach der konkreten Verwirklichung der königlichen Herrschaft zu fragen, die sich – so die Arbeitshypothese – viel stärker an den jeweiligen lokalen und regionalen Kontexten orientierte. Um die Ausrichtung des königlichen Herrschaftshandelns wie auch der Selbstrepräsentation nach diesen lokalen Spezifika deutlich zu machen, wird hier der Begriff des „pragmatischen Regionalismus“ gebraucht: Damit soll ausgedrückt werden, dass die königliche Herrschaft zwar stets Möglichkeiten zur Erweiterung der eigenen Macht suchte und in bestimmten Kommunikationskontexten (und nur in diesen) Weltherrschaftsgedanken formulierte, aber die Realität einer multipolaren Staatenwelt sowohl von den Königen selbst akzeptiert und operationalisiert als auch von zeitgenössischen Beobachtern als solche beschrieben wurde. Es gilt demnach auch hier, was die neuere Forschung als Charakteristikum des hellenistischen Königtums herausgearbeitet hat, dass dieses nämlich ganz unterschiedliche Ausdrucks- und Handlungsformen mit sich brachte, die jeweils regionale Erwartungshaltungen und Kontexte im Blick behielten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen