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Burchards Descriptio Terrae Sanctae. Edition und historische Rezeptionskontexte

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 507616969
 
Keine andere Reiseschrift wirkte stärker auf die nachfolgenden Heiligland-Darstellungen als die von 1280 an verfasste 'Descriptio terrae sanctae' des Dominikaners Burchardus de Monte Sion. Die Forschung begreift sie als einen Schlüsseltext für die Beschreibung der Topographie, Geographie und Ethnographie des Heiligen Landes von den Vorstellungen des Alten und Neuen Testaments bis hin zur zeitgenössischen Sicht auf die in ihrer Existenz bedrohten Kreuzfahrerstaaten und weit darüber hinaus. Die Überlieferung in über 80 lateinischen Handschriften, 20 Drucken sowie verschiedenen volkssprachlichen Übersetzungen bezeugt die Beliebtheit des Werks, dessen große Verbreitung vielfachen Adaptionen, Kürzungen und Varianten zu verdanken ist. So verwundert es, dass die Genese des Textes, seine komplexe Überlieferungsgeschichte und vor allem die Frage nach der autornahen Fassung noch nicht ausreichend erforscht ist.Ziel des Projekts ist es deshalb, die autornahe Version der Descriptio in einer kritischen Edition in Zusammenarbeit mit den MGH vorzulegen, die Überlieferungstradition vertieft zu analysieren sowie ausgewählte Zeugen verschiedener Rezeptionsstufen auf deren soziokulturelle Entstehungs- und Nutzungskontexte zu untersuchen. Dazu wird die autornahe Fassung erstens (Teilprojekt A) als digitale Edition mit Kommentar und Sachapparat für Open Access konstituiert, um eine möglichst getreue, flexible und ausbaufähige Wiedergabe der hierfür relevanten neun Textzeugen (den sieben Handschriften der a- und b-Familie der Langfassung sowie den beiden autornahen Zeugen der Kurzfassung) zu erreichen. Die zusätzlich anvisierte Druckversion wird daraus als einheitlicher Text zur einfachen Benutzung abgeleitet. Vertiefende Untersuchungen zur Rezeption (Teilprojekt B) erfassen und kontextualisieren zweitens die Handschriftentradition sowie den Entwicklungsprozess der 'Descriptio' anhand wegweisender Fallbeispiele. Drittens (Teilprojekt C) soll die Erstellung eines Stemmas der Kurzfassung sowie eine Beschreibung der gesamten Handschriftenüberlieferung der Lang- und Kurzfassung samt Exzerpten und Illustrationen (in TEI-Codierung) die Edition begleiten, um die Abhängigkeiten noch genauer zu bestimmen.Die Edition der autornahen Fassungen, die Studien zu deren Rezeption und der Handschriftenkatalog werden die Forschung zu Burchard und den Heiligland-Darstellungen insgesamt auf eine neue Grundlage stellen und unseren Blick auf Wahrnehmungsmuster neu stimulieren. Denn an dieser aufschlussreichen Beschreibung der Levante im späten 13. Jahrhundert lassen sich nicht nur die komplexen Überlieferungs- und Bearbeitungsprozesse in der Reiseliteratur aufzeigen, sondern auch zentrale mediävistische Forschungsgegenstände wie Mobilität, Materialität und Medialität, Raum- und Fremdwahrnehmung sowie christlich-muslimische Verflechtungen im östlichen Mediterraneum veranschaulichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
 
 

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