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„Not in my Parliament“. Gewalt und Geschlecht im Deutschen Bundestag aus intersektionaler Perspektive
Antragstellerinnen
Dr. Dorothee Beck; Professorin Dr. Annette Henninger; Professorin Dr. Antje Röder
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Empirische Sozialforschung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 507688504
Die UNO bezeichnete 2018 Gewalt gegen Politikerinnen als weltweites Problem, das nicht genügend beforscht sei. In zwei explorativen internationalen Studien im Auftrag der Interparlamentarischen Union (IPU) haben zwischen 81,8 % (psychologische Gewalt) und 21,8 % (sexualisierte Belästigung) der befragten Politikerinnen Gewalt erlebt. Jüngere Frauen und Vertreterinnen ethnischer Minderheiten sind besonders stark betroffen. Gefährdet sind auch Parlamentsmitarbeiterinnen. Das Projekt "'Not In My Parliament'. Gewalt und Geschlecht im Deutschen Bundestag aus intersektionaler Perspektive" liefert erstmals empirische Daten zu dieser Form von Gewalt in Deutschland. Die übergeordnete Fragestellung lautet: Welche Implikationen und Effekte hat geschlechtsbasierte personale Gewalt in Parlamenten für die politische Partizipation gewählter Mandatsträger*innen und wie lässt sich das demokratietheoretisch reflektieren? Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Gewalt nicht nur die Gesundheit oder gar das Leben der Betroffenen bedroht, sondern auch ihre politische Tätigkeit beeinflusst und damit eine demokratietheoretische Dimension hat. Als Untersuchungsfeld ist der Deutsche Bundestag vorgesehen. Anders als in bisherigen Studien wird nicht nur Gewalt gegen Frauen untersucht, sondern die Bedeutung von Geschlecht für personale Gewalt. Auch nicht-heterosexuelle Orientierungen, nicht-hegemoniale Männlichkeiten, Transpersonen und nicht-binäre Geschlechter werden einbezogen. Homophobe und transphobe Gewalt wird somit sichtbar. Außerdem wird nicht nur sexualisierte Gewalt untersucht, sondern auch körperliche und psychische Gewalt. Das Projekt nimmt eine intersektionale Perspektive ein. Bisherige Erfahrungen zeigen zudem, dass Politiker*innen mit Migrationshintergrund ein erhöhtes Risiko tragen, mit Gewalt konfrontiert zu werden. Daneben werden Alter, Klasse, zugeschriebene körperliche oder geistige Beeinträchtigungen, und Abweichungen von hegemonialen Körper-Idealen einbezogen. Befragt werden sowohl MdBs als auch Bundestagsmitarbeiter*innen nach Vorkommnissen in der realen Welt wie auch online. Geplant ist ein mixed-methods-Design aus quantitativer Online-Befragung als Vollerhebung, qualitativen Interviews mit einer nach theoretischen Kriterien ausgewählten Stichprobe sowie einer qualitativen Inhaltsanalyse von online-Gewalt. Der innovative Gehalt des Projekts besteht in der auch international erstmaligen umfassenden quantitativen und qualitativen Untersuchung, in dem diversifizierten Blick auf Geschlecht, der systematisch intersektionalen Perspektive und in der demokratietheoretischen Fragestellung. Diese bezieht sich v.a. auf die Frage, wie personale Gewalt im politischen Feld so eingehegt werden kann, dass demokratischer Diskurs nicht durch explizite oder implizite Macht- und Gewaltverhältnissen grundlegend beeinträchtigt wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen