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Vasallenherrschaft im Sāsānidischen Commonwealth
Antragsteller
Privatdozent Dr. Frank Schleicher
Fachliche Zuordnung
Alte Geschichte
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 507700719
Die persönliche Bindung von Vasallenherrschern an ein imperiales Zentrum war im Reich der Sāsāniden eine effiziente Methode der Herrschaftsausübung. Weitgehend selbstständig erfüllten die Vasallen vom 3. bis ins 5. Jahrhundert wichtige Funktionen für das Imperium (Grenzsicherung, Steuererhebung, Verwaltung). Erst mit Reformen des 5. und 6. Jahrhunderts wurden in der späteren Phase der sāsānidischen Herrschaft die wirtschaftlichen und militärischen Voraussetzungen geschaffen, flächendeckend direkte Herrschaft zu etablieren. Nun begann eine Entwicklung, in deren Folge zahlreiche der traditionellen Vasallenherrscher durch sāsānidische Beamte ersetzt wurden. Die Könige der Könige überschätzten aber die Möglichkeiten ihres Imperiums, das die Funktionen der Vasallen dauerhaft zu übernehmen nicht in der Lage war. Es begann eine Desintegration des Reiches, die letztlich zum Untergang der sāsānidischen Herrschaft beitrug. Das Projekt Vasallenherrschaft im Sāsānidischen Commonwealth hat folgenden Untersuchungsgenstand: das Konzept der Vasallenherrschaft innerhalb des sāsānidischen Herrschaftsraumes für die Zeit von Beginn der Rebellion Ardašīrs I. (211/12) bis zum Jahr 602, in dem eine neue Phase der imperialen Politik begann.Erstens wird betrachtet, wie die Sāsāniden mit den zum Teil von ihren Vorgängern, den Arsakiden, übernommenen Vasallenherrschern umgingen und in welcher Weise die Strukturen des Sāsānidischen Commonwealth von denen ihrer Vorgänger geprägt waren. Zweitens wird untersucht, aus welchen Gründen das System der Vasallenherrschaft von den Sāsāniden seit dem 5. Jahrhundert in vielen Gebieten (Armenien, Arabien) aufgegeben und durch die aufwendige direkte Herrschaft ersetzt wurde. Drittens blickt die Untersuchung von der Peripherie zum Zentrum und fragt nach den politischen Rahmenbedingungen und den Handlungsspielräumen der Vasallenherrscher.Die Vasallenherrschaft soll auf diese Weise als Baustein des sāsānidischen ‚Sozialgefüges‘ beschrieben werden, der eine umfassende administrative, kulturelle und religiöse Beeinflussung der peripheren Regionen durch das imperiale Zentrum bewirkte. Dabei wird sich die Studie auf vier Schlüsselregionen des Commonwealth konzentrieren, zu denen zahlreiche Quellen vorliegen und die durch die aktuelle Forschung jeweils gut erschlossen sind. Auf diese Weise werden beispielhaft die grundlegenden Strukturen und Funktionen der sāsānidischen Vasallenherrschaft herausgearbeitet und beschrieben.Am Schluss des Forschungsprojektes soll ein Modell stehen, das die Strukturen der indirekten Herrschaftsausübung der sāsānidischen Herrscher in ihrer Gesamtheit zu beschreiben in der Lage ist. Neben Unterschieden und Gemeinsamkeiten verschiedener Regionen werden besonders die Vorgehensweisen der einzelnen sāsānidischen Herrscher in den Blick genommen. Das so konzipierte Modell soll Grundlage für die weitere Erforschung der Vasallenherrschaft sein und den Vergleich mit weiteren antiken Imperien (Rom, Arsakiden) ermöglichen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen