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Die konstantinische Bischofskirche von Ostia: Struktur – Entwicklung – Kontext

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 507752214
 
Das beantragte Projekt möchte die einzigartige Befundsituation der konstantinischen Bischofskirche von Ostia nutzbar machen: Das architektonische Ensemble von Basilika, Atrium, mutmaßlichem Episkopium und später hinzugefügtem Baptisterium soll durch stratigraphische Ausgrabungen in seiner Bautypologie und Chronologie, von seiner Errichtung um 320 über den Ausbau im späten 4. und 5. Jh. bis zur Aufgabe im 8. Jh., archäologisch erschlossen werden. Die konstantinische Bischofskirche in Ostia ist ein Schlüsselmonument für den frühchristlichen Kirchenbau. Von allen Kirchenstiftungen Konstantins wurde nur die ostienser Basilika nie durch spätere Bauten überformt, so dass einzig sie in ihrer Gesamtheit für typologische, bauhistorische und liturgiegeschichtliche Fragen zur Verfügung steht. Zudem ist sie das erste Beispiel einer „Standard“-Basilika, die weder als ex voto Stiftung noch als architektonischer Schrein um ein verehrtes Grab oder als Zömeterialkirche errichtet wurde. Die ostienser Bischofskirche wurde im Rahmen eines urbanistischen Forschungsprojektes mit Hilfe von Geophysik und Luftbildauswertung entdeckt und in der Folge durch wenige Sondagen verifiziert, weshalb sie nur in Grundzügen bekannt ist. Dabei liegt das Kathedralensemble direkt unter der Humusdecke und kann umfassend untersucht werden. In den ausschnitthaften Voruntersuchungen wurde das einzigartige Potential evident: Anstoßend an die republikanische Stadtmauer und über zwei älteren Vorgängerbauten errichtet, gehörte zum ursprünglichen Kirchenensemble auch ein südlich des Atriums liegender Bau, dessen hochwertige Innenausstattung die Funktion als Episkopium vermuten lässt. Im späten 4./frühen 5. Jh. wurde ein eigenständiges Baptisterium errichtet, seit dem späteren 5. Jh. wurden zudem zahlreiche Bestattungen in Atrium und Kirchenlanghaus eingebracht. Ab dem 6. Jh. wurde die Kirche schrittweise aufgegeben und für Wohnbauten genutzt, bis die Anlage im 8. Jh. schließlich verlassen wurde. Nichts ist bislang hingegen bekannt von der Einbindung der Anlage in das bestehende Straßensystem, von der Binnengliederung der Basilika, ihrer bauplastischen und liturgischen Ausstattung, der Dynamik von Bauveränderungen und deren Abfolge. All diese Aspekte können in stratigraphischer Grabung geklärt werden, wobei zu erwarten ist, nicht nur grundlegende Fragen zu Bautypus und Bauabfolge, sondern auch zur Funktion als Bischofs-, Tauf- und Bestattungskirche, zur Umnutzung für Wohnbauten und zur endgültigen Aufgabe zu beantworten. Diese Erkenntnisse sind ein zentrales Puzzleteil für die (christliche) Sakraltopographie Ostias und dortige Nutzungs- und Aufgabeprozesse und von exzeptioneller Bedeutung für das Verständnis der konstantinischen Baupolitik und der spätantik-christlichen Sakralarchitektur allgemein. Darüber hinaus verspricht die spezifische Befundsituation neue urbanistische Erkenntnisse zur langfristigen Entwicklung Ostias, von der späten Republik bis zum frühen Mittelalter.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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