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Mediennutzungsstrategien – innere Struktur, Messung und sozialstrukturelle Verteilung
Antragsteller
Dr. Felix Frey; Professor Dr. Benjamin Krämer
Fachliche Zuordnung
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 508280923
Die Art und Weise, wie Menschen Medien nutzen, ist sowohl für sich genommen als auch als Mediator und Moderator von Wirkungen dieser Mediennutzung von Bedeutung. Die bisher dazu vorliegenden theoretischen Konzepte und empirischen Befunde stehen allerdings weitgehend unverbunden und verteilt auf verschiedene Forschungsfelder (z.B. medienpsychologische Rezeptionsforschung, Medienaneignungsforschung in Cultural-Studies-Tradition, praxeologische Perspektiven etc.) nebeneinander und weisen außerdem systematische Lücken auf. Der Theorierahmen der Mediennutzungsstrategien beschreibt Mediennutzung breit gefasst als strategische Praxis, die mit je unterschiedlichen raumzeitlichen Arrangements, äußerlichen Regelmäßigkeiten und inneren Haltungen einhergeht, dabei auf unterschiedliche Ressourcen zurückgreift und damit auch mit der Sozialstruktur in Beziehung steht. Damit verbindet und ergänzt dieser Ansatz bisherige Beschreibungen des „Wie“ der Mediennutzung, also der Stile, Modi bzw. Modalitäten oder Repertoires zu einem holistischen, kohärenten Analyseinstrument.Ziel des Vorhabens ist es, ein theoriegeleitetes und systematisches, stufenweise aufeinander aufbauendes Forschungsprogramm zu Mediennutzungsstrategien durchzuführen, das jedoch so offen angelegt ist, dass Ergänzungen und Modifikationen des Theorierahmens möglich sind.Dazu sollen zunächst in einer qualitativen Interviewstudie und einer qualitativen Tagebuchstudie möglichst differenzierte introspektive Beschreibungen von Nutzungsepisoden erhoben werden um Elemente von Mediennutzungsstrategien offen zu erfassen. Auf dieser Basis werden standardisierte Erhebungsinstrumente entwickelt, die in weiteren Studien durch Abgleich mit automatisierten Aufzeichnungen, physiologischen und mentalchronometrischen Messungen validiert werden. Dabei werden sowohl (eher) rezeptive Typen der Mediennutzung (z.B. Nachrichtennutzung) als auch (eher) aktiv-produzierende Typen (z.B. Verfassen von Online-Posts und -Kommentaren) einbezogen, ebenso wie unterschiedliche Mediengattungen von gedruckten und online publizierten Nachrichtenbeiträgen über audiovisuelle Inhalte, Streamingplattformen bis hin zu sozialen Medien. Schließlich wird die Gesamtstruktur von Mediennutzungsstrategien und ihre Verteilung in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Lebenslagen sowie ihre Auswahl in unterschiedlichen konkreten Nutzungssituationen mittels standardisierter Befragung untersucht.Diese Befunde können dann in weitere Forschung zu den Determinanten und Konsequenzen der Mediennutzung einfließen – immer dann, wenn es darauf ankommt, welche Ressourcen Menschen in die Mediennutzung einbringen, welche kritischen und distanzierten oder offenen und involvierten kognitiven und emotionalen Haltungen sie einnehmen. Dies betrifft etwa Analysen zur Wirkung z.B. von Gesundheits-, Umwelt- oder politischer Kommunikation in Abhängigkeit von der gewählten Nutzungsstrategie oder Studien zum Verlauf und zum Ergebnis von Onlinediskussionen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen