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Viele bewegliche Komponenten: Kontinuität, Disruption und Wandel in den globalen Beziehungen der humanitären Hilfe
Antragstellerin
Dr. Patricia Ward
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 508285312
Das übergeordnete Ziel dieses Projekts ist es, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie "Vertreibung", die als ein beispielloses globales Problem dargestellt wird, die Gesellschaft ordnet und stratifiziert. Um mich diesem Ziel zu nähern, untersuche ich "humanitäre Logistik", die heute als Schlüsselkomponente zur Verhinderung von Vertreibung angepriesen wird. Konkret geht es in diesem Projekt darum, wie die Wahrnehmung einer Person oder einer Sache als "fehl am Platz" (z. B. Flüchtlinge, Asylsuchende) den "Wert" menschlicher und nicht-menschlicher Ressourcen in der humanitären Hilfskette mobilisiert und ordnet. Die bisherige Forschung zeigt seit langem wie Hilfspraktiken soziale Ungleichheiten abmildern, aber auch hervorbringen. Allerdings sind der Umfang und die Bedeutungen, die mit "humanitärer Logistik" assoziiert werden, jedoch nach wie vor unscharf vage definiert und mehrdeutig. Dieses Projekt stützt sich auf Bourdieus feldtheoretischen Ansatz, um diese Mehrdeutigkeit zu erklären und in den Blick zu nehmen. Erstens sollen dabei die konkurrierenden Logiken zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren in Bezug auf die Frage "wie" humanitäre Hilfe organisiert werden sollte, um Vertreibung zu verhindern bzw. auf diese zu reagieren, ins Auge gefasst werden. Zweitens wird im Anschluss daran in diesem Projekt untersucht, inwieweit diese Mehrdeutigkeit auch ein Indiz für die sich verändernden Beziehungen und Machtpositionen im heutigen humanitären Bereich sein könnte, insbesondere angesichts der immer stärkeren Beteiligung privater Akteure in diesem Sektor. Dieses Projekt widmet sich insbesondere der Rolle der "nicht-westlichen" Akteure und der Akteure des "globalen Südens", d. h. Gruppen, die trotz ihrer bedeutenden Rolle empirisch und theoretisch weitgehend unberücksichtigt bleiben. Die Berücksichtigung des Letzteren erweitert das Verständnis dafür, wie "Vertreibung" darüber informiert, was und wer in verschiedenen sozialen Ordnungen und Kontexten seinen Platz hat und wer nicht und dies über Gruppen hinaus, die üblicherweise als "vertrieben" analysiert und klassifiziert werden. Auf diese Weise wird dieses Projekt ein vollständigeres Bild der Prozesse, Beziehungen und Kämpfe Probleme bieten, die Vertreibung formen (und von ihr geformt werden), sowie der sozialen Ungleichheiten und Hierarchien, die sich daraus ergeben. Die Ziele dieses Projekts lassen sich daher wie folgt zusammenfassen: (1) Erweiterung des empirischen und theoretischen Rahmens, um zu erklären, wie Vertreibung die Gesellschaft ordnet und stratifiziert; (2) Bereicherung der empirischen Darstellung von Berichten über der die Beziehungen und Logiken, die der humanitären Logistik als Reaktion auf Vertreibung zugrunde liegen; und (3) Entwicklung einer relationalen, multidirektionalen Analyse des zeitgenössischen humanitären Feldes als Medium, durch das das Organisationsprinzip der Vertreibung wirkt und die Gesellschaft ordnet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen