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Modalitätsübergreifende Perspektiven der Grammatikalisierung: Aspektmarker in Kreolsprachen und Gebärdensprachen

Antragstellerin Dr. Susanne Maria Michaelis
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 508353074
 
Dieses Projekt wird gemeinsam durchgeführt von einer hörenden Typologin und Kreolsprachexpertin (Michaelis) und einem tauben Soziolinguisten und Gebärdensprachexperten (Palfreyman), um in dieser einzigartigen Kombination ein außergewöhnlich innovatives Programm umzusetzen, das unser Verständnis von Kreolsprachen (KS), Gebärdensprachen (GS) und Sprachwandelprozessen im allgemeinen deutlich voranbringt. Im Rahmen unseres modalitätsübergreifenden Grammatikalisierungsprojekts ('CrossMoGram') vergleichen wir Sprachwandelprozesse in KS und GS systematisch in Bezug auf ihre Aspektmarker. Während KS gesprochene Sprachen sind, die sich der oral-auralen Modalität bedienen, werden GS manuell und nicht-manuell (z.B. mit Mimik) produziert und in der Regel visuell wahrgenommen. Somit kann man die Forschung zu KS und GS als modalitätsübergreifend bezeichnen. Auf der Grundlage der Forschungsliteratur gehen wir von zwei Hypothesen aus, H1: Aspektmarker in KS und GS nehmen unterschiedliche Grammatikalisierungspfade, da GS im Vergleich zu KS (und anderen Lautsprachen) modalitätsabhängige Pfade aufweisen können. (In GS werden frisch grammatikalisierte Marker z.B. direkt aus Co-speech-Gesten gewonnen, unter Umgehung eines anfänglichen lexikalischen Stadiums, ein Weg, der für Lautsprachen so nicht dokumentiert ist.) Wenn wir davon ausgehen, dass sich GS und KS hinsichtlich bestimmter Grammatikalisierungsprozesse ähnlicher zueinander verhalten als jeweils zu anderen Lautsprachen, können wir eine weitere Hypothese aufstellen,H 2: Im Bereich von Aspekt weisen KS und GS einen höheren Grad an frisch grammatikalisierten Elementen (Auxiliare, Partikeln) auf als andere Lautsprachen und einen geringeren Grad an stark grammatikalisierten Elementen (Affixe, Stammwechsel etc.). Sowohl KS als auch GS fehlen in breit angelegten typologischen Arbeiten zur Grammatikalisierung in den Sprachen der Welt. Deshalb sind weit verbreitete Annahmen in der Grammatikalisierungsforschung als nur vorläufig zu betrachten, solange sie nicht an systematisch aufbereiteten Daten aus KS und GS überprüft werden. Um herauszufinden, ob KS und GS ähnliche Grammatikalisierungsprozesse aufweisen, ist es methodisch notwendig, (a) solche Prozesse in beiden Sprachtypen miteinander zu vergleichen und (b) potenzielle Gemeinsamkeiten und Unterschiede von KS und GS vor dem Hintergrund weltweiter diachron-typologischer Studien zu vergleichen: Erst dann kann man mögliche KS/GS-spezifische Muster entdecken. Das wichtigste wissenschaftliche Ergebnis des Projekts ist die in Open Access publizierte CrossMoGram-Datenbank, die erstmals systematisch und vergleichend strukturelle Sprachwandelprozesse in KS und GS im Bereich des grammatischen Aspekts dokumentiert. Diese modalitätsübergreifenden Daten schaffen eine verlässliche Grundlage, die es uns und zukünftigen Wissenschaftler*innen ermöglicht, grammatische Veränderungsprozesse in KS und GS auf einer soliden empirischen Basis zu klassifizieren und zu erklären.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartner Dr. Nicholas Palfreyman
 
 

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