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Der Mythos der Kameradschaft. Deutsche Soldaten des Zweiten Weltkriegs in kulturgeschichtlicher Perspektive
Antragsteller
Dr. Thomas Kühne
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 1998 bis 2002
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5084096
Das Projekt wurde im bisherigen Förderungszeitraum entsprechend dem im Stipendienantrag beschriebenen Untersuchungsprogramm vorangetrieben. Beibehalten wurde - die leitende Frage nach der Bedeutung der "Kameradschaft" für die nach dem Ersten Weltkrieg sozialisierten deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges; - der zeitliche Rahmen des Untersuchungsprogramms (ca. 1918-1998) und die Dreiteilung der Darstellung: sie thematisiert 1. im Hinblick auf die Vorprägung der Kriegserfahrungen dieser Sozialgruppe den Kameradschaftsdiskurs der Zwischenkriegszeit im Spiegel von Kriegserinnerung, Kriegsvorbereitung und Jugendbewegung, 2. den Stellenwert von Kameradschaft für die Kriegserlebnisse 1939/45 sowie 3. die Funktion der Kameradschaft für die Ordnung der Kriegserinnerung nach 1945; - der erfahrungsgeschichtliche, diskursanalytische und praxeologische Methoden integrierende Untersuchungsansatz, - die Verbindung von drei Problemkreisen: 1. die im Zeitplan der neueren militärgeschichtlichen Debatte um die Wehrmacht stehende Frage nach den Bedingungen und Verarbeitungsformen der "Vergesellschaftung der Gewalt" (M. Geyer), 2. die Frage nach dem Wandel der Geschlechterordnung, der Geschlechterpraktiken und -bilder sowie 3. die Frage nach dem Verhältnis von soziokultureller Fragmentierung der politischen Kultur und dem Ideal nationaler Einheit. Vertieft und ausgeweitet wurde die Annahme, daß die Kameradschaftsdiskurse vor, während und nach dem Kriege eine mythische Dimension hatten und haben. Im Sinne des Kulturanthropologen Victor Turner (und andere Ethnologen) wird als Mythos nicht nur die narrative, identitätsstiftende und kontingenzbewältigende Struktur der Kriegserinnerung nach 1918 und nach 1945 untersucht und mit der sozialen Praxis kontrastiert. Vielmehr werden auch die sozialen Praktiken auf den Mythos hin bezogen, also dessen handlungsgenerierenden 'Instruktionen', die in ihm enthaltene Aufforderung zur Wiederholung und die rituelle Aktualisierung des Mythos thematisiert. Dieses MythosVerständnis war Ausgangspunkt eines Vortragtextes, der - laufend überarbeitet - an verschiedenen Universitäten ... sowie bei zwei wissenschaftlichen Konferenzen ... zwischen Sommer 1997 und Sommer 1998 gehalten und schließlich publiziert wurde.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien