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Holozäne Änderungen der Sommertemperatur und der Biodiversität auf der Basis eines Chironomiden-Datensatzes aus dem westlichen, mediterranen Nordafrika
Antragsteller
Professor Dr. Christoph Zielhofer, seit 3/2024
Fachliche Zuordnung
Physische Geographie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 508719483
Der westliche Mittelmeerraum ist eine der sensitivsten Regionen gegenüber klimatischen Veränderungen weltweit, und Klimavorhersagen prognostizieren ein vermehrtes Auftreten von Hitzewellen und eine deutlich verminderte Verfügbarkeit von Wasser. Um die aktuelle hydroklimatische Dynamik vergleichend bewerten zu können, bedarf es fundierter Daten zum Verlauf des Klimas während des Holozäns, d.h. während der letzten 11.700 Jahre. Trotz wachsender Forschungsaktivitäten bleibt eine kritische Forschungsfrage offen: Wie hat sich die Sommertemperatur während des Holozäns im westlichen Mittelmeerraum entwickelt und welchen Einfluss hatte diese auf die regionale Wasserverfügbarkeit? Die Antwort auf diese Frage ist essentiell, um die potentielle Bedrohung zukünftiger klimatischer Entwicklungen in der Region einordnen zu können. Zusätzlich zur globalen Erwärmung stellt der Verlust der biologischen Vielfalt durch anthropogene Aktivitäten eine weitere Herausforderung für die Region dar, dessen Ausmaß nicht bekannt ist. Unser Projekt setzt sich zum Ziel, hier wichtige Wissenslücken zu schließen, indem wir eine neue holozäne Sommertemperaturrekonstruktion und eine erste, holozäne Erfassung der aquatischen Biodiversitätsänderungen aus dem Mittleren und Hohen Atlas Marokkos erstellen.Wir werden unsere Analyse im westlichen Mittelmeerraum anhand der erhaltenen Überreste von Chironomiden (Zuckmücken, Diptera) durchführen, da verfügbare Studien aus anderen Regionen zeigen, dass die Zusammensetzung von in Seen lebenden Chironomiden-Larven statistisch signifikant mit der lokalen Sommertemperatur verknüpft ist. Zuerst werden wir die Beziehung zwischen den Chironomiden-Taxa und der Sommertemperatur im westlichen Mittelmeerraum anhand eines neuen Kalibrationsdatensatzes moderner Chironomiden-Vergesellschaftungen entlang eines Höhentransektes durch den Mittleren und Hohen Atlas erstellen. Anschließend werden wir Änderungen der holozänen Chironomiden-Spektren aus dem Sidi-Ali-See (Mitterer Atlas) erfassen, indem wir fossile Kopfkapseln der Chironomiden-Larven aus einem verfügbaren Bohrkern analysieren. Die anhand des Kalibrationsdatensatzes erstellte Transferfunktion wird dann auf die holozänen Chironomiden-Spektren angewandt, so dass wir als Ergebnis eine Chironomiden-basierte Rekonstruktion der Sommerlufttemperaturen für das Holozän vorlegen werden. Darüber hinaus erlaubt der holozäne Chironomiden-Datensatz eine Rekonstruktion der aquatischen Biodiversität des Sidi-Ali-Sees. Zusätzlich werden wir über drei neue Kurzkerne vergleichende subrezente Datensätze aquatischer Biodiversität von Seen im Mittleren und Hohen Atlas erstellen. Diese Analysen werden Hinweise darauf geben, inwieweit sich die aquatische Biodiversität durch subrezente anthropogene Umwelteinflüsse verändert hat. Der fossile Chironomiden-Datensatz aus dem Sidi Ali-See liefert hierzu notwendige Informationen zu den holozänen Grenzbedingungen aquatischer Biodiversität.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Elisabeth Dietze; Dr. Birgit Schneider
Ehemaliger Antragsteller
Dr. Alexander Bolland, bis 3/2024