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Vulnerabilität, Gleichheit, und der Staat
Antragstellerin
Professorin Dr. Christine Straehle
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509480936
Nur wenige Philosoph*innen haben eine Theorie der Gerechtigkeit erarbeitet, die die Schlüsselelemente des Liberalismus, also das Versprechen der Gleichheit und der Freiheit, mit einer ernsthaften Betrachtung der menschlichen Verletzlichkeit als einer Forderung der Gerechtigkeit verbindet. Diese Verbindung herzustellen ist die Motivation unseres Projekts. Ausgehend von einer Kritik der atomistischen Konzeption des Individuums ist es unser Ziel, ein analytisch fundiertes Modell der Aufgaben des Staates gegenüber den Einzelnen zu entwickeln, das auf deren Position als moralisch Gleichgestellten basiert, und die menschliche Verletzlichkeit berücksichtigt. Wir werden eine liberale Theorie der Gerechtigkeit entwickeln, die wesentlich auf der Konzeption der Vulnerabilität beruht und die dazu geeignet ist, zwei Ziele miteinander zu versöhnen: Sie soll dazu dienen, die Ressourcen zu bestimmen, auf die Einzelne als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft Zugriff haben sollten; und sie soll es ermöglichen, institutionelle Antworten zu entwickeln, um den Herausforderungen gerecht zu werden, die mit der individuellen Verletzlichkeit einhergehen. In einem zweiten Schritt werden wir untersuchen, welche Public Policies mit Blick auf die von uns entwickelten Prinzipien der Gerechtigkeit und dem Ideal der moralischen Gleichheit am besten geeignet sind, individuelle Vulnerabilität zu vermindern, bzw. ihr entgegenzuwirken. Dieses Projekt soll drei Beiträge leisten: 1) Konzeptuell: Die Konzepte der Verletzlichkeit, der moralischen Gleichheit und der sozialen Gleichheit sollen definiert und konkretisiert werden. Weiterhin soll untersucht werden, wie diese Konzepte verwendet werden können, um die Parameter der sozialen Gerechtigkeit zu definieren. 2) Normativ: Es sollen Prinzipien der Gerechtigkeit für eine Gesellschaft von Gleichberechtigten formuliert werden. Dazu werden die Pflichten und Aufgaben des Staates reflektiert, die sich aus einer Betrachtung der individuellen Verletzlichkeit ergeben. 3) Angewandt: Es wird untersucht, welche Public Policies den Gerechtigkeitsansprüchen der Einzelnen am besten dienen können. In diesem Teil des Projekts wird analysiert, welche Konsequenzen die entwickelte Theorie der Gerechtigkeit für die soziale Organisationsform hat, die der Staat anstreben sollte, um seinen Aufgaben gegenüber den Bürger*innen gerecht zu werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen