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Büchners Tiere. Ein Bestiarium
Antragsteller
Professor Dr. Roland Borgards
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Wissenschaftsgeschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509688875
In Georg Büchners schmalem literarischem Werk finden sich bemerkenswert viele Tiere. Fast 250 Mal werden Tiere explizit genannt, wobei insgesamt etwa hundert verschiedene Tierarten zur Sprache kommen. Mit diesen Tieren verbindet sich bei Büchner ein zugleich kohärentes und differenziertes Fragefeld, in dem sich Elemente von Anthropologie, Politischer Theorie, Species Politics und Ästhetik kreuzen: Büchners Texte reflektieren an den Tieren die ungesicherte Position des Menschen, die gewalthaltigen Mechanismen sozialer Hierarchien, die Politisierung des Biologischen sowie deren ästhetische – insbesondere groteske – Inszenierung. Büchner präsentiert dieses Fragefeld nicht als eine ausgearbeitete Theorie, sondern zerstreut in die vielfältigen Tierwörter und Tierarten seiner literarischen Texte. Das geplante Vorhaben zielt darauf, diese verstreuten Andeutungen in einem integrativen Zugriff zu versammeln, dabei aber den Eigenheiten der einzelnen Tiererwähnungen einen angemessenen Raum zu geben. Auf diese Einheit in der Vielfalt zielt die Form des Bestiariums, das die bei Büchner zu findenden Tierarten in 83 Einträgen von A wie Affe bis Z wie Zweifüßler einzeln interpretiert und sie zugleich mit dem Anspruch auf Vollständigkeit in einer Monographie zusammenführt. Verankert ist das Vorhaben einerseits in der Büchner-Forschung. Hier knüpft es sowohl an die Tradition der Sachkommentare der Marburger Büchner Ausgabe an (MBA 2000-2013) als auch an die kulturwissenschaftlich und wissensgeschichtlich orientierte Büchner-Forschung, wie sie sich in den letzten 20 Jahren ausgebildet hat. Situiert ist das Vorhaben andererseits im Rahmen der Cultural and Literary Animal Studies. Damit bezieht es sich auf ein neues Forschungsparadigma, das sich in den letzten 10 Jahren mit seinem spezifischen Gegenstandsbereich und einem eigenen Set an Theorien und Methoden etabliert hat. Insgesamt zielt das Vorhaben also auf die Verbindung zweier zunächst weit auseinander liegender Verfahren: der Autorphilologie und der Animal Studies. Das Vorhaben kann auf umfangreiche Vorarbeiten zurückgreifen. Zu Büchner liegen u.a. ein Handbuch, eine Monographie, ein Sammelband und 15 Aufsätze vor, zu den Animal Studies u.a. ein Handbuch, drei Sammelbände und 83 Aufsätze, davon sechs speziell zu Tieren im Werk Georg Büchners. In diesen sechs Aufsätzen sowie in Vorträgen und in Vorlesungsskripten von drei Semestern sind zu 42 der insgesamt 83 geplanten Einträge ausformulierte Texte entstanden; zu den 41 verbleibenden Einträgen existieren Vorarbeiten (Recherche, Argumentation).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen