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Evolution von prosozialem Verhalten: eine Meta-Analyse und neue Experimente
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Claudia Fichtel; Professor Dr. Peter M. Kappeler
Fachliche Zuordnung
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509793338
Prosoziales Verhalten ist vielleicht der wichtigste Kitt, der menschliche Gesellschaften zusammenhält, aber verschiedene Formen von Interaktionen, bei denen ein Individuum einem oder mehreren Artgenossen einen Vorteil zukommen lässt, finden sich auch in zahlreichen tierischen Gesellschaften. Trotz zahlreicher experimenteller Untersuchungen prosozialen Verhaltens bei Säugetieren und Vögeln gibt es aber bislang keine konsensualen Erklärungen für dessen evolutionäre Ursachen. In diesem Projekt wollen wir einerseits die Ergebnisse existierender Studien mithilfe einer Meta-Analyse systematisch auswerten und andererseits zusätzliche Experimente mit Primaten, Raubtieren und Nagetieren mit unterschiedlichem Formen der Jungenfürsorge durchführen. Mit der Meta-Analyse untersuchen wir, wieviel Variation in prosozialem Verhalten durch unterschiedliche experimentelle Ansätze und verschiedene experimentelle Wahloptionen erklärt wird. Eigene Vorversuche deuten darauf hin, dass es dabei wichtig sein könnte, zwischen selbstlosem und mutualistischem prosozialem Verhalten zu unterscheiden. Ersteres scheint eine Besonderheit von Gesellschaften mit ausgeprägter Form von allomaternaler Fürsorge zu sein, während Zweiteres weiter verbreitet ist und vermutlich eine Grundlage für kooperatives Verhalten bei gruppenlebenden Arten darstellt. Mit diesem Ansatz können wir den relativen Erklärungswert von Artunterschieden in der sozialen Organisation, in der Art der Jungenfürsorge, sowie in sozialer Toleranz und kognitiven Fähigkeiten für die Verteilung von selbstlosem und mutualistischem prosozialem Verhalten ermitteln. Dafür vergleichen wir das identisch gemessene prosoziale Verhalten von acht Säugetierarten, die sich in ihrer sozialen Organisation und ihrem Fürsorgesystem unterscheiden. Mit diesem systematischen und kontrollierten vergleichenden Ansatz hoffen wir, zu einem besseren Verständnis der Ursachen und Konsequenzen prosozialen Verhaltens beizutragen, was bislang aufgrund von uneinheitlicher Terminologie, Untersuchungsmethoden, und Erklärungsebenen nicht möglich war.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen