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Von der Ruine zum Historic Monument - Der Prozess der Denkmalwerdung am Beispiel von Zisterzienserklöstern in England

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509793488
 
Zwischen 1536 und 1539 wurden unter König Heinrich VIII. († 1547) sämtliche englischen Klöster aufgelöst sowie deren mobiler und immobiler Besitz radikal verwertet. Mit der Zeit verloren die Abteien in der longue durée jegliche religiöse Bedeutung, sowohl institutionell, spirituell als auch architektonisch. Wie aber wurden aus diesen Klosterruinen dennoch Denkmäler von nationalem Rang in Großbritannien? Die zentrale Frage wird in einer wissenschaftshistorisch angelegten und kulturwissenschaftlich ausgerichteten Studie, anhand einer kleinen Gruppe von Objekten (Byland, Fountains, Kirkstall, Rievaulx und Roche), die sich innerhalb derselben Grafschaft (Yorkshire) befinden, beantwortet werden. Die Konzentration auf ein geographisch-historisches Gebiet erlaubt nicht nur eine verdichtete Beschreibung, sie gestattet auch, das soziale und institutionelle Beziehungsgeflecht (antiquaries, learned societies) bei der Akkumulation historischer Sinnbezüge deutlicher hervortreten zu lassen. Mein Erkenntnisinteresse zielt nicht primär darauf, was von wem wann über diese Objekte an Erkenntnissen herausgearbeitet wurde. Es geht vielmehr darum, wie dieses Wissen entstand, wie es Sinn stiftete und überregional Bedeutung generierte, sodass es eine nachhaltige gesellschaftliche Wirkung im Sinne eines nationalen Kulturerbes entfalteten konnte. In diesem Prozess der Bedeutungsakkumulation greifen sachliche, emotionale und ästhetische Argumentationen ineinander, die sich in historisch-wissenschaftlichen und literarischen Texten manifestieren, sich aber auch in bildlichen Darstellungen, die primär dokumentierender oder künstlerischer Natur sind, zeigen. Der zeitliche Rahmen der Untersuchung reicht von der Dissolution bis zum Ancient Monuments Act (1913), der es erlaubte, Monumente von nationalem Rang auch gegen den Willen des Eigentümers zu erhalten. Der Schwerpunkt der Analyse liegt jedoch auf dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Studie gliedert sich inhaltlich in fünf Kapitel: (1) Der Anfang vom Ende – Säkularisierung und Privatisierung; (2) Von der Ruine zum Pittoresken – Literatur und Illustrationen (c. 1650 – c. 1850); (3) Antiquaries & Learned Societies im 19. Jahrhundert (4) Professionalisierte Bauforschung und architekturhistorische Analysen (c. 1850–1913); (5) Tourismus und Guide-Books – Die Popularisierung mittelalterlicher Geschichte im 19. Jahrhundert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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