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Steuervergünstigungen und Fiskalvertrag

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 510196533
 
Das Projekt widmet sich einem bislang wenig beforschten Thema: Wie wirkt sich die Verwendung von Steuervergünstigungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf den Fiskalvertrag aus? Der Begriff des Fiskalvertrags bezieht sich auf eine implizite Vereinbarung zwischen Staat und Steuerzahler*innen (auch Unternehmen), die die individuelle Steuerehrlichkeit und die Verteilung der Steuerlast innerhalb einer Gesellschaft mit der Erbringung öffentlicher Dienstleistungen und politischen Beteiligungschancen verknüpft. Das Konzept hat sich als äußerst relevant erwiesen, um Strukturen und Dynamiken der Besteuerung in Ländern weltweit zu verstehen. Steuervergünstigungen sind steuerliche Vorzugsbehandlungen (ermäßigte Steuersätze, Steuerbefreiungen usw.) für bestimmte Tätigkeiten oder Gruppen von Steuerpflichtigen. Sie haben oft großen Einfluss auf die Verteilung der Steuerlast innerhalb einer Gesellschaft, sowohl in Bezug auf die horizontale (ungleiche Besteuerung ähnlicher Aktivitäten oder Vermögenswerte) als auch auf die vertikale Verteilungsgerechtigkeit (Verschiebung der Steuerlast zugunsten wohlhabenderer Segmente). Auch die Auswirkungen auf den fiskalischen Spielraum der Regierungen sind erheblich. Steuervergünstigungen machen das Steuersystem tendenziell komplexer. Ihre Entstehung und Aufrechterhaltung sind oft wenig transparent. Bisher ist wenig über die Auswirkungen von Steuervergünstigungen auf den Fiskalvertrag bekannt, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Das Projekt wird untersuchen, welche spezifische Rolle Steuervergünstigungen für Fiskalverträge spielen, indem es drei grundlegende Elemente dieses Verhältnisses näher beleuchtet: Verteilung, Rechenschaftslegung und Perzeptionen. Darüber hinaus wird die Debatte über Fiskalverträge erweitert, indem ein zusätzlicher Schwerpunkt auf die Beziehungen zwischen Regierung und Wirtschaft gelegt wird. Das Projekt gliedert sich in fünf Arbeitslinien (ALs). AL 1 wird die Verwendung von Steuervergünstigungen weltweit und ihre Beziehung zu Verteilungsstrukturen, politischer Herrschaft und institutionellen Kapazitäten analysieren. AL 2 untersucht, wie sich die Verwendung von Steuervergünstigungen auf fiskalische Aushandlungsprozesse und Rechenschaftslegung in einem bestimmten Land, Simbabwe, auswirkt. AL 3 erforscht, welchen Einfluss Steuervergünstigungen auf die Wahrnehmung von Steuergerechtigkeit und Steuerehrlichkeit haben, und kombiniert Forschung auf Makroebene mit Fallstudien in Kolumbien, Marokko und Uganda. AL 4 analysiert, wie Informationen über die tatsächlichen Verteilungseffekte von Steuervergünstigungen zu veränderten Einstellungen führen, basierend auf randomisierten kontrollierten Studien in Marokko. Schließlich wird AL 5 die genannten Arbeitslinien zusammenführen und die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse in breiter Form veröffentlichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Mitverantwortlich Dr. Armin von Schiller
Kooperationspartner Professor Dr. Jean-Francois Brun
 
 

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