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Religiöse Textproduktion und Identitätsbildung in China, 17. bis 21. Jh.

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 510547900
 
Dieses Projekt basiert auf der massiven Produktion religiöser Texte in der modernen (1600–1900) und gegenwärtigen (nach 1900) chinesischen Welt, die jetzt weitgehend verfügbar, aber unerforscht ist. Zehntausende von religiösen Büchern, die im modernen China gedruckt wurden, sind in den letzten 20 Jahren durch umfangreiche Sammlungen von Nachdrucken sowie durch Digitalisierungsprojekte von Bibliotheken auf der ganzen Welt zugänglich geworden, aber sie wurden bisher eher selten als Primärquellen genutzt. Diese Textproduktion geht auch in der Gegenwart unvermindert weiter, wenn auch unter ganz anderen politischen, sozialen und technologischen Bedingungen. Die Auswirkungen der digitalen Textproduktion und -verbreitung auf diese Textkulturen sind bisher kaum untersucht worden. In diesem Projekt wird eine weit gefasste Definition religiöser Texte verwendet: Sie umfasst nicht nur theologische, hagiographische und rituelle Texte, die von Buddhisten, Daoisten, Konfuzianern und anderen religiösen Persönlichkeiten verfasst oder herausgegeben wurden, sondern auch andere, nicht eindeutig traditionsgebundene, aber weit verbreitete Gattungen, wie z. B. Moralbücher, Wunder- und Heiligenlegenden, Handbücher zur Selbstkultivierung und seit dem späten 19. Jh. Zeitschriften und neue Medien. Wir haben jetzt ein Instrument zur Identifizierung und Dokumentation dieser Literatur: https://crta.info/wiki/Main_Page, ein internationales Gemeinschaftsprojekt, an dem die beiden PIs maßgeblich beteiligt sind. Diese wikibasierte, frei zugängliche Datenbank bildet chinesische religiöse Texte ab und wächst täglich. Wir befinden uns jetzt in der Phase, in der wir sie für die Wissensproduktion nutzen können. Das vorliegende Projekt wird sie insbesondere dazu nutzen, die Konturen, den Inhalt und die Auswirkungen dieser Literatur auf die Gesellschaft zu verstehen. Zu diesem Zweck benötigen wir ein umfassenderes Verständnis der verschiedenen religiösen Gruppen und Traditionen, die ihre Identität durch gedrucktes und digitales Material konstruieren. Unsere grundlegende Forschungsfrage lautet: Wie definieren moderne und gegenwärtige chinesische Texte religiöse Identitäten und Zugehörigkeiten, und wie entwickeln sich diese Identitäten zwischen 1600 und der Gegenwart und wie verhalten sie sich zueinander? Das Forschungsprogramm des Projekts umfasst die gemeinsame Arbeit am CRTA und vier Aufgaben, die jedem der Projektteilnehmer (den beiden PIs, einem Postdoc und einer Doktorandin) zugewiesen werden. Das französische Team wird sich auf historische Aspekte und die Produktion religiöser Texte in der späten Kaiserzeit konzentrieren, während sich das deutsche Team auf die zeitgenössische digitale Produktion konzentriert, aber da so viele Texte und Ideen in beiden Perioden zu finden sind, werden sie eng zusammenarbeiten, um zentrale Fragen der textlichen Kontinuität und Innovation in der religiösen Identitätsbildung vom Zeitalter des Buchdrucks bis zum digitalen Zeitalter zu beantworten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartner Professor Dr. Vincent Goossaert
 
 

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