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Gewalterfahrungen von psychisch erkrankten Personen im Kontext sozialer, biografischer und institutioneller Faktoren. Eine mixed-method Studie.

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Silvia Krumm; Professor Dr. Georg Schomerus
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 510625985
 
Personen mit schweren psychischen Erkrankungen werden überproportional häufig Opfer von körperlicher/sexueller Gewalt. Gewalterfahrungen wirken sich negativ auf die psychische Gesundheit aus und erschweren Recoveryprozesse. In klinischen und therapeutischen Kontexten werden Gewalterfahrungen einschließlich des eigenen Gewalthandelns psychisch erkrankter Menschen in der Regel nur unzureichend wahrgenommen und thematisiert. Für Deutschland liegt bislang keine empirische Studie zu den Häufigkeiten und Formen von körperlichen bzw. sexuellen Gewalterfahrungen psychisch erkrankter Menschen vor. In einer Mixed-Method-Studie werden wir mit standardisierten Verfahren und vertiefendem qualitativem Vorgehen das Auftreten von Gewaltereignissen bei Personen mit schweren psychischen Erkrankungen quantifizieren sowie die sozialen, biografischen und institutionellen Kontextfaktoren sinnhaft rekonstruieren. Zudem werden wir die Barrieren bei der therapeutischen Arbeit an Gewaltphänomenen aus der Sicht der gewaltbetroffenen Personen und aus Sicht psychiatrischer Fachkräfte identifizieren. Das Vorhaben beinhaltet folgende Arbeitspakete: (1) In einer repräsentativen Stichprobe von 500 Patienten und Patientinnen, die ambulant oder (teil)stationär in psychiatrischen Krankenhäusern behandelt werden, erheben wir Häufigkeit und Formen von Gewalterfahrungen und eigenen Gewalthandlungen, Stigmatisierung und Selbststigmatisierung im Kontext von Gewalt sowie Barrieren zur Offenlegung von Gewalterfahrungen im therapeutischen Kontext. Die Stichprobe wird durch eine Stichtagserhebung an 5 regional diversen psychiatrischenKrankenhäusern mit Pflichtversorgung gewonnen. Als Vergleichsstichprobe dient eine bevölkerungsrepräsentative online-Stichprobe. (2) Darauf aufbauend untersuchen wir in einer empirisch bergündeten Teilstichprobe von etwa 40 Personen mit psychischen Erkrankungen, die über einem cut-off von Gewalterfahrungen liegen, mithilfe biografisch-narrativer Interviews das Gewalterleben sowie die sozialen, biografischen und normativen Kontextfaktoren von Gewalterfahrungen. (3) Zusätzlich befragen wir psychiatrische Fachkräfte mittels qualitativer und quantitativer Methoden zu ihren Erfahrungen bzw. zu ihrem Umgang mit Gewalterfahrungen und Gewalthandeln im professionellen Setting und der therapeutischen Arbeit. Weltweit zählt Gewalt gegen psychisch erkrankte Personen zu den drängendsten Problemen in der psychiatrischen Versorgung. Mit unserer umfassenden Analyse leisten wir einen grundlegenden Beitrag zum besseren Verständnis von Gewalterfahrungen psychisch erkrankter Personen in Deutschland und schaffen eine Grundlage für die Entwicklung gezielter, bedarfsgerechter Interventionen zur Verbesserung des Umgangs mit Gewalterfahrungen in der Psychiatrie und zur Entwicklung präventiver und interventiver Angebote.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartner Professor Bruce G. Link
 
 

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