Detailseite
Projekt Druckansicht

Digitalisierung als Entsubjektivierung? Zu einer Neubestimmung der Subjektorientierung in der Religionspädagogik

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 510649910
 
Das anvisierte Forschungsprojekt bringt zwei Brennpunkte der gegenwärtigen Religionspädagogik in eine Konstellation, aus der heraus ein hoch dynamisches und komplexes Forschungsdesiderat resultiert. Dieses soll in diesem Projekt bearbeitet werden: Einerseits ringt die Religionspädagogik um eine Neubestimmung der Subjektorientierung angesichts von wachsender Heterogenität, Säkularisierung und Singularisierung. Dazu kommen Einsichten in Subjektivierungsprozesse, die im Rückgang auf poststrukturalistische und diskurstheoretische Formatierungen eine emphatische Rede vom Subjekt elementar anfragen. Zugleich markieren jedoch die normativen Bestimmungen religionspädagogischer Praktiken, eine Sprachschule der Freiheit und damit eine auf Autonomie ausgerichtete Ordnung zu sein, die Unverzichtbarkeit eines tragfähigen Subjektbegriffs. Andererseits sieht sich die Religionspädagogik massiv durch die Prozesse der Digitalisierung herausgefordert. Auf der einen Seite birgt diese das korrelationsdidaktisch nicht unerhebliche Potential eines Lebensweltbezuges und bietet vielfältige didaktische Chancen bis hinein in die Ermöglichung theologieproduzierender, subjektgeleiteter Praktiken. Auf der anderen Seite sind entsubjektivierende Effekte wie der hegemonialen und stratifizierenden Differenzbildungen, der Verdinglichung, der Virtualisierung, der Simulation von Affekten, Entitäten und Identitäten oder auch Kommodifizierungen offensichtlich. Wenn der RU von seinem theologischen Profil her als Probeaufenthalt in religiösen Welten verstanden wird, dann bergen diese Aspekte durchaus problematische Implikationen für eine subjektorientierte Teilnehmer:innenperspektive. Aus der Konstellation dieser beiden Forschungsdiskurse resultiert nun das Ziel des Forschungsantrags. Ihm geht es um eine Reformulierung der Subjektorientierung unter den Bedingungen der Digitalisierung in einer bildungstheoretisch begründeten, als Sprachschule der Freiheit begriffenen religionspädagogischen Ordnung. Dazu soll die vom Antragsteller im religionspädagogischen Diskurs etablierte alteritätstheoretisch begründete und praxeologisch ausgerichtete Denkform der Aufgeklärten Heterogenität als hermeneutischer Horizont dienen. Sie würdigt die Subjekte in ihren Identitätskonstruktionen und Praktiken, und vermag doch zugleich entsubjektivierende wie befreiende, ermächtigende Momente digitaler Kommunikationsprozesse zu analysieren und im Hinblick auf die freiheitstheoretisch grundierte Normativität religiöser Bildung in der Digitalität kritisch wie konstruktiv fortzuschreiben. Es soll ein reflexiver Begriff der Subjektorientierung erarbeitet werden, der die praxeologischen Mechanismen der Digitalisierung ideologiekritisch aufzuklären und pädagogisch wie didaktisch profilieren kann und sich dabei über die eigenen reifizierenden und differenzsetzenden Praktiken aufklärt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung