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Der Unsicherheit auf der Spur - Neuronale und behaviorale Korrelate von auditiver Unsicherheit unter Verwendung eines musikalisch-naturalistischen Höransatzes

Antragstellerin Dr. Iris Mencke
Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Musikwissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 510788483
 
Im täglichen Leben sind Menschen oft mit ungewissen und schwer vorhersagbaren Situationen konfrontiert. Diese stellen eine besondere Herausforderung dar, da Vorhersagen mit nur wenig Sicherheit getroffen werden können. Andererseits besitzen Menschen ein natürliches Bedürfnis, sich mit Neuem zu beschäftigen und setzen sich bewusst herausfordernden Umgebungen aus. Wie das Gehirn auf solch eine Unsicherheit (uncertainty) reagiert, ist in der Kognitionswissenschaft von großem Interesse, aber es gibt bisher kein kohärentes Verständnis darüber, welche Mechanismen und Funktionen insbesondere der Verarbeitung von sensorischer Unsicherheit zugrundeliegen und wie diese erfolgreich reduziert werden kann. Im Fokus der Forschung steht oftmals die Frage danach, auf welche Art und Weise sich ein hoher Grad an sensorischer Unsicherheit auf Vorhersageprozesse (predictive processing) auswirkt. Diese Vorhersageprozesse werden zunehmend mit Hilfe von Musik untersucht, indem man sich die komplexe und variationsreiche Struktur von Musik zunutze macht. Einen besonders hohen Grad an musikalischer Unsicherheit weist Neue Musik auf, eine in Europa am Anfang des 20. Jahrhunderts entstandene Stilistik, die eine atonale Struktur aufweist. Auch wenn atonale Musik von der empirischen Forschung weitgehend vernachlässigt wurde, repräsentiert sie ein sehr gutes und vor allem neues Instrument, um kognitive Prozesse in Reaktion auf musikalische Unsicherheit (musical uncertainty) zu erforschen. Das vorgeschlagene Projekt untersucht, welchen Effekt musikalische Unsicherheit sowohl auf neuronale als auch auf behaviorale Prozesse hat und verwendet dabei ein naturalistisches Experimentalparadigma mit tonalen und atonalen Klavierstücken als Stimulusmaterial. Einerseits soll erforscht werden, wie sich die musikalische Unsicherheit auf auditive neuronale Verarbeitungprozesse auswirkt. So wird auf das Erforschen kurzfristiger Effekte abgezielt. Andererseits sollen Langzeiteffekte untersucht werden, indem eine einzigartige Stichprobe herangezogen wird, welche aus Profimusiker*innen besteht, die einen Schwerpunkt auf atonaler Musik besitzen. Dadurch soll herausgefunden werden, ob sich eine langjährige musikpraktische Tätigkeit mit dieser Stilistik positiv auf die neuronale Verarbeitung von musikalischer Unsicherheit auswirkt. Das vorgeschlagene Projekt profitiert von einer einzigartigen interdisziplinären Verbindung zwischen Neurowissenschaft und Musikwissenschaft. Angesichts der Tatsache, dass die Auseinandersetzung mit Neuem und das aktive Erkunden nicht nur im Rahmen von epistemischem Verhalten, sondern auch für eine Reihe von Aspekten im Zusammenhang mit Lernprozessen relevant sind, versprechen die Ergebnisse dieses Projekts weitreichende Implikationen über beide Fachdisziplinen hinaus.
DFG-Verfahren WBP Stipendium
Internationaler Bezug Kanada
 
 

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