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Kartierung der kulturellen Landschaft der Ashaninka
Antragstellerin
Cristiana Bertazoni Martins, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 510844672
Traditionell haben akademische Studien südamerikanischer indigener Vergangenheit die Andenregion und Amazonien als zwei verschiedene kulturelle Regionen betrachtet. Dieser Ansatz hat zu einer Sichtweise dieser Regionen als unabhängige Einheiten geführt, die fast vollständig voneinander getrennte Entwicklungen durchlaufen haben. Sogar der Eindruck einer kompletten Trennung wird erweckt. In den letzten Jahren ist Kritik an dieser Sichtweise laut geworden, dass es trotz deutlicher Differenzen zwischen diesen beiden kulturellen Regionen auch signifikante Beziehungen gibt, die bis zur frühen Kolonialzeit zurückreichen. Das vorliegende Forschungsprojekt soll diese Sichtweisen durch eine Analyse der Beziehungen zwischen den Anden und Amazonien während der Inka-Periode und ausschließlich der Südlichen Arawak Gruppen erforschen. Unabhängig von der Art und Weise und Intensität dieser Interaktionen zwischen Inkas und Gruppen in West-Amazonien, fanden sie doch Ausdruck in der materiellen Kultur und den Kosmologien sowohl der Inka als auch der Antis. Beispiele sind die bemalten hölzernen Trinkgefäße (Keros) aus der Kolonialzeit, die einige Abbildungen von Kriegsszenen zwischen Inkas und Amazoniern zeigen; weitere Beispiele finden sich im frühen kolonialen Quechua Text Huarichirí Manuskript; im jährlichen Fest der Qollur R‘iti; oder im Theaterspiel Apu Ollantay. Außerdem lassen sich heutzutage Hinweise auf die Inkas in den Mythologien mehrerer Gruppen aus dem westlichen Amazonien finden, wie z. B. den Ashaninka, sowie den Pano-sprechenden Kaxinawá und Shipibo-Conibo. Zentral für dieses Projekt ist die zunehmende Beweislage, dass diese Interaktionen zwischen Inkas und Gruppen aus West-Amazonien sich auch in der Landschaft manifestierten, wobei die kulturellen Stätten regelmäßig überlappten, was darauf hindeutet, dass unter kosmologischen Gesichtspunkten betrachtet, der Einfluss auf geographische Sphären der Andinen und Amazonischen Völker größer und enger verflochten war als bisher angenommen. Somit hat dieses Projekt zwei zentrale Ziele. Erstens soll die Kartierung der kulturellen Landschaft der Ashaninka dazu beitragen, die getrennten Sichtweisen der Anden und Amazoniens zu überdenken und zwar durch einen Ansatz, der die Wahrnehmung der Ashaninka von Territorialität untersucht. Um diesem Thema gerecht zu werden, scheint eine Re-evaluation anderer Sichtweisen nötig, wie z.vB. die Trennung zwischen Inka-Geschichte und der Anthropologie im Amazonastiefland, Natur und Kultur, Mensch und Nicht-Mensch sowie westliche und nicht-westliche Wissensgenerierung. Hier soll das Projekt von aktuellen Diskussionen um indigene Ontologien und vor allem der Rolle von nicht-menschlichen Subjekten der Amerindischen Denkweise und Philosophie Gebrauch machen. Zweitens soll dieses Projekt auf Basis kollaborativer Anthropologie in Zusammenarbeit mit der Apiwtxa Gemeinschaft Brasiliens zur generellen Debatte der kollaborativen Anthropologie theoretisch und methodisch beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Brasilien
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Karoline Noack
Kooperationspartner
Professor José Antonio Vieira Pimenta, Ph.D.