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Primat der Essenz oder Primat der Existenz? Hinterfragen einer Frage Eine Untersuchung der Debatte unter muslimischen Philosophen

Antragstellerin Dr. Mansooreh Khalilizand
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 511325501
 
Die Debatte über den Primat der Existenz (aṣāla al-wuǧūd) versus den Primat der Essenz (aṣāla al-māhiyya) hat sich um die Frage entwickelt, worin die Realität grundsächlich besteht und was letztendlich und strikt als real und existierend gilt. Die Anhänger des Primats der Existenz behaupten, dass nur die Existenz real ist, während die Anhänger des Primats der Essenz argumentieren, dass die Realität aus verschiedenen und distinkten Essenzen aufgebaut wird. In der post-avicennischen Philosophie ist diese Debatte und ihre Formulierung als strenge Dichotomie zwischen Existenz und Essenz von entscheidender Bedeutung. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Kontroverse um den Primat der Existenz gegenüber dem Primat der Essenz zu hinterfragen und die philosophischen Probleme und Ideen offenzulegen, die sie angeregt haben.Die entsprechende Debatte wurde in der Schule von Isfahan entwickelt, ins Zentrum gerückt und von Mīr Dāmād (1561-1631) und später von Mullā Ṣadrā (1572-1640) als strikte Dichotomie formuliert. Diese Debatte definierte den Denkrahmen für post-Ṣadrāische Philosophen. Eine beträchtliche Anzahl an Denkern ist Ṣadrā in der Unterstützung des Primats der Existenz gefolgt. Selbst die Denker, die den Primat der Essenz unterstützten, wichen weder von dem von Mīr Dāmād und Ṣadrā definierten Denkrahmen ab, noch stellten sie diesen infrage. Mit anderen Worten, die Legitimität der jeweiligen Frage wurde nie hinterfragt, obwohl ihre Bedeutung, die von vornherein nicht ganz klar gewesen ist, tendenziell noch obskurer geworden ist: Vorausgesetzt, dass ein reales Ding primär in zwei konstitutive Elemente, d.h. Existenz und Essenz, zerlegbar ist, warum muss nur eines dieser Elemente als real und authentisch (aṣīl) gelten? Warum muss es einen Fundierungszusammenhang zwischen der Existenz einer Sache und deren Essenz oder Washeit geben? Warum muss das Ding (shayʾ) nicht als eine feste Einheit begriffen werden, aus der die beiden jeweiligen Begriffe, d.h. Existenz und Essenz, lediglich extrahiert oder abstrahiert werden? Welcher philosophische Hintergrund ebnete den Weg, diese Debatte in der Schule von Isfahan als strikte Dichotomie zu formulieren und ihr eine so zentrale Stellung zuzusprechen? Und schließlich: Welche philosophischen Intuitionen oder theologischen Überzeugungen stecken hinter dieser Debatte?Das Projekt versucht, den Zusammenhang von Fragen und Problemen zu entschlüsseln, die in dieser Debatte eine Rolle spielen. Im Rahmen des Projekts werden drei verschiedene Ansätze untersucht. Dazu werden drei Hauptfiguren ausgewählt, die jeweils einen der Ansätze repräsentieren und einen spezifischen Ausweg aus der Essenz-Existenz-Dichotomie anbieten: Mīr Dāmād, Mullā Ṣadrā und Aḥmad ʾAḥsāʾī (1753-1826). Zusätzlich wird eine vierte Figur präsentiert: Moḥammad Ṣāleḥ Ḥāʾerī Māzandarānī (1881-1971). Seine Relevanz für dieses Projekt besteht in seiner einzigartigen Lesart der Geschichte der islamischen Philosophie zugunsten des Essenzprimats.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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