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Persönlichkeits-Homophilie bei der Wohnortwahl

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 511359149
 
Unsere Persönlichkeit sagt vorher in welche Umwelten wir uns selektieren, z.B. in welche Situationen, soziale Beziehungen, oder Berufe wir uns begeben. Personen wechseln jedoch nicht nur häufig Situationen, soziale Beziehungen, oder Berufe, sondern auch ihren Wohnort. So ziehen bspw. in den USA jährlich rund 15% der Bevölkerung um. Sagt unsere Persönlichkeit auch vorher in welche Wohnkontexte wir uns selektieren? Diese Frage hat weitreichende psychologische Konsequenzen, ist jedoch weitgehend unerforscht. Ich möchte diese Forschungslücke schließen und argumentiere, dass Persönlichkeitseigenschaften eine bisher übersehene Determinante der Wohnortwahl darstellen. Konkret leite die Hypothese ab, dass Personen Persönlichkeits-Homophilie bei der Wohnortwahl (PHW) zeigen, sich also in Gebiete selektieren, in denen bereits Personen mit ähnlichen Persönlichkeitseigenschaften wohnen. Die Untersuchung von PHW ist wichtig, da es aus psychologischer Perspektive plausible Gründe gibt anzunehmen, dass Persönlichkeits-Homophilie die Wohnortwahl mitbeeinflusst. Jedoch fokussiert bestehende Forschung zu Homophilie bei der Wohnortwahl auf sozioökonomische und ethnische Merkmale, klammert also Persönlichkeitseigenschaften gänzlich aus. Um PHW zu untersuchen, fokussiere ich auf die Big Five Persönlichkeitseigenschaften und argumentiere, dass PHW insbesondere für die Persönlichkeitseigenschaft Offenheit zu erwarten ist. In drei Arbeitspaketen (AP) möchte ich PHW nachweisen, sowie die Randbedingungen und zugrundeliegenden Prozesse von PHW identifizieren. AP1 nutzt große US-Querschnittsdaten, um PHW erstmals nachzuweisen und zu klären, inwiefern PHW räumlich universell und zeitlich stabil ist. AP2 kombiniert in zwei Ländern (USA und GB) Panel- und Querschnittsdaten, um AP1 zu replizieren und zu klären, unter welchen Umzugsbedingungen PHW auftritt (z.B. Lebensereignisse und Umzugsmotivationen). AP3 nutzt einen selbstentwickelten Versuchsaufbau, um in einer Experimentalreihe die zugrundeliegenden Prozesse von PHW zu identifizieren (werden Personen von Strukturmerkmalen angezogen oder wollen sie unter ihresgleichen wohnen?). Zusammengenommen klärt das Arbeitsprogramm, ob, wann, und warum PHW auftritt. Alle APs versuchen den eigenständigen Effekt von PHW auf die Wohnortwahl herauszuarbeiten (über ethnische und sozioökonomische Homophilie hinaus). Leistet PHW einen eigenständigen Erklärungsbeitrag, so hätte dies weitreichende Folgen: Zum einen bedeutet dies, dass geographische Persönlichkeitsunterschiede nicht (nur) durch bekannte Selektionseffekte erklärbar sind, sondern (auch) Resultat einer psychologischen Selektion sind. Zum anderen zeigt das Projekt auf, dass Persönlichkeitseigenschaften deutlich wichtiger für das Verständnis von Umzugsverhalten sind als bisher angenommen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Finnland, Großbritannien, Schweiz, USA
 
 

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