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Dialektik der Pandemie: Zwischen Autoritarismus und Utopie?
Antragstellerin
Professorin Dr. Nadja Meisterhans
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Politikwissenschaft
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Politikwissenschaft
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 511445208
Die Studie befasst sich mit der Frage und in Bezug auf die Kritische Theorie der frühen Frankfurter Schule, ob das derzeitige Corona-Krisenmanagement autoritäre Begehren in der Gesellschaft verstärkt und zu einer neuen Form von Ideologie führt, die als nekropolitischer Populismus bezeichnet werden könnte. Aus einer dialektischen Perspektive betrachtet, könnte die globale Gesundheitskrise aber auch eine Chance für politische und gesellschaftliche Lernprozesse bieten. Untersucht wird deshalb, inwiefern zivilgesellschaftliche Kritiken zur Herausbildung utopischer Perspektiven beitragen. Im Anschluss an Ernst Bloch soll deshalb diskutiert werden, ob zivilgesellschaftliche Skandalsierungen, die das Bestehende negieren, durch latente, d.h. noch nicht bewusste, utopische Begehren motiviert sind, die im Rahmen künstlerischer Aktions- und Protestformen auf fantasievolle Weise in manifeste konkrete Utopien übersetzt werden können. Die Studie bezieht sich auf zeitgenössische utopie-theoretische Debatten im (queer-)feministischen Kontext und fragt, ob ideologische Anrufungen durch dystopische Erzählungen und künstlerische Performationspraxen durchkreuzt werden können. Das transdisziplinär ausgerichtete Projekt ist an der Schnittstelle von Psychoanalyse, Kulturtheorie und politischer Philosophie angesiedelt und zielt darauf ab, eine psychoanalytisch informierte kritische Theorie zu entwickeln, welche die Ursprünge und Auswirkungen des autoritären Populismus reflektiert. Zugleich soll in dialektischer Perspektive nach gesellschaftlichen Dynamiken Ausschau gehalten werden, die autoritären Entwicklungen in Gesellschaft und Politik entgegenwirken könnten. Die Ausgangsthese ist, dass eine psychoanalytisch informierte Kritische Theorie wie keine andere Gesellschaftstheorie Auskunft über affektive sowie teilweise unbewusste gesellschaftlichen Dynamiken geben kann, die durch die Pandemie ausgelöst werden. Es soll daher die gesellschaftliche Bedeutung, der Ursprung ebenso wie die teilweise unbewusste und noch nicht bewusste Wirkungsweise von Begehrensstrukturen herausgearbeitet werden.Ziel des Projekts ist es, eine psychoanalytisch inspirierte Kritische Theorie des politischen Begehrens und der Subjektivierung zu entwickeln, die im Bereich der Politischen Philosophie und kritischen Kulturforschung angesiedelt werden kann. Der innovative Beitrag ist die insbesondere in sozialwissenschaftlichen Debatten zur autoritären Krise vernachlässigte politische und kulturelle Bedeutung des Unbewussten (bzw. des herrschaftstechnologisch unbewusst Gemachten) und des Begehrens in ideologiekritischer Perspektive herauszuarbeiten und sie mit Fragen der subjektkonstituierenden Anrufung zu verbinden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen