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Heilige Mönchsbischöfe. Zu Diskursen über die Vereinbarung von Mönchtum und Bischofsamt in Heiligenviten des 11.-13. Jahrhunderts

Antragstellerin Dr. Daniela Bianca Hoffmann
Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 511766496
 
Obwohl Mönche seit dem 4. Jahrhundert Bischöfe wurden, blieb der Mönchsbischof im lateinischen Mittelalter eine paradoxe, umstrittene Figur. Einerseits wurden diese Bischöfe idealisiert, andererseits gab es seit der Spätantike Stimmen, die Mönchtum und Bischofsamt für unvereinbar hielten. Dies lag vor allem daran, dass die Abkehr von der Welt und ihren Werten als konstitutiv für das monastische Leben betrachtet wurde, während das machtvolle Bischofsamt für ein Wirken in der Welt stand. Für die immer wieder diskutierte Vereinbarkeitsfrage ergab sich im Hochmittelalter durch fundamentale Wandlungen in Mönchtum und Amtskirche eine neue Ausgangslage. Besonders die Zeit von ca. 1050 bis ca. 1250 erwies sich als dynamische Periode, in der sich das Religiosentum diversifizierte und eine einheitlichere, papstzentrierte Kirche institutionalisierte. Die Vereinbarkeitsfrage wurde so vielgestaltig wie das Religiosentum: Jeder monastische Zweig musste sie auf eigene Art lösen, seine Haltung zur Amtskirche klären und eigene Bischofsideale entwickeln – denn gemäß Kirchenrecht musste ein Mönchsbischof weiterhin monastisch leben.Das Projekt erforscht das Paradox der Mönchsbischöfe in seiner literarischen Vermittlung während dieser Periode; es untersucht anhand von Viten heiliger Mönchsbischöfe aus kontemplativen Gemeinschaften, wie die Lebensformen des Mönchs und Bischofs vorbildlich verbunden und zum Ideal eines Mönchsbischofs verschmolzen werden konnten. Analysiert werden die Heiligenviten benediktinischer, zisterziensischer und kartäusischer Bischöfe, die zwischen ca. 1050 und ca. 1250 in England, Frankreich und Reichsburgund verfasst wurden. Dabei soll für diese Regionen ermittelt werden, a) wie in den Viten das Ideal eines Mönchsbischofs beschrieben und dieser legitimiert wurde, und b), inwiefern die in den Viten tradierten Bischofsideale der Benediktiner, Zisterzienser und Kartäuser und die damit verbundenen Haltungen zur Amtskirche differierten.Das Projekt soll eine wichtige Kenntnislücke füllen. Denn bisher ist eine Arbeit über Mönchsbischöfe in dieser Zeit, die die Bischofsideale diverser monastischer Zweige systematisch und vergleichend untersucht, ein Forschungsdesiderat. Ebenso soll ein Beitrag zu der kontrovers beurteilten Frage geleistet werden, ob monastische Züge im Bischofsideal infolge von Kirchenreform und Investiturstreit an Bedeutung gewannen oder verloren. Die betreffenden Positionen stützten sich vorrangig auf die Viten von Reichsbischöfen und diskutierten die Mönchsbischöfe kaum als Sondergruppe, obwohl diese als einzige Bischöfe kirchenrechtlich zu einem monastischen Leben verpflichtet waren. Das Projekt soll hier einen genaueren Blick ermöglichen, indem es nur Letztere untersucht und dabei auch Bischöfe außerhalb des Reiches berücksichtigt. Insgesamt möchte es zeigen, wie der Platz des Mönchtums in der sich wandelnden Kirche der Zeit gesehen wurde – und wie gerade die Weltflucht die Welt verändern sollte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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