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Logische Methoden für Deontische Erklärungen

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Bild- und Sprachverarbeitung, Computergraphik und Visualisierung, Human Computer Interaction, Ubiquitous und Wearable Computing
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 511915728
 
Deontisches Schließen, welches Verpflichtungen und weitere normative Begriffe umfasst, ist in vielen Bereichen von zentraler Bedeutung: von der Rechtsprechung und Ethik bis zur künstlichen Intelligenz. Durch die Kombination von deontischer Logik und formaler Argumentationstheorie ergibt sich eine fruchtbare theoretische Basis zur Modellierung deontischer Schlüsse. Die drei Partner des Projekts "Logische Methoden für Deontische Erklärungen" (LoDEx) repräsentieren relevante Entwicklungen des Gebiets: Ciabattoni (TU Wien) forscht zu praktischen Aspekten der Mathematik und der Logik, Straßer (RU Bochum) integriert formale Methoden in die Philosophie, und van der Torre (U Luxemburg) entwickelt automatische Beweissysteme für juristische und ethische Anwendungen in der Informatik und der künstlichen Intelligenz. Nun stellen sie sich der Herausforderung, eine formale Theorie der deontischen Erklärung zu entwickeln. Deontische Erklärungen begründen, warum bestimmte normative Sachverhalte zutreffen, andere dagegen nicht. Dabei beantworten sie komplexe Fragen wie "Warum soll in einem gegebenen Kontext der Vater das Sorgerecht für ein Kind bekommen und nicht die Mutter?" oder "Sollte ein Anhänger der Zeugen Jehovas zu einer lebensrettenden Bluttransfusion verpflichtet werden? Warum (nicht)?" Da deontische Erkärungen auf das Verständnis und die transparente Darstellung von Schlüssen abzielen, sind sie in vielen Bereichen ein wichtiges Anliegen. Auf der Grundlage von Fallstudien in Bioethik und Recht werden in LoDEx logische Methoden und computergestützte Werkzeuge zur Formalisierung deontischer Erklärungen entwickelt. Durch die Verflechtung von präferenz- und normbasierten Erklärungen stellt sich LoDEx der von Makinson (1998) und Horty (2014) formulierten Herausforderung nach einer einheitlichen Theorie, die unzusammenhängende Methoden in der deontischen Logik integriert. Durch die Verwendung formaler Argumentationstheorie werden Erklärungen hinsichtlich des gegebenen Vorverständnisses eines Rezipienten justiert. Somit füllt LoDEx eine zentrale Lücke in der deontischen Logik, in der bisher lediglich die Rechtfertigung von Schlüssen und nicht personalisierte Erklärungen thematisiert wurden. Im Recht und in der Bioethik ist deontisches Schließen besonders herausfordernd und konfliktreich, weshalb hier ein dringender Bedarf für deontische Erklärungen besteht. Um diesen Bedarf zu decken werden die in LoDEx entwickelten Methoden auf Fallstudien angewandt. Computergestützte Verfahren werden mithilfe der LogiKEy-Methodologie entwickelt, um mit den entwickelten Theorien zu experimentieren. Durch die Verbreitung von entsprechenden Datensätzen wird eine Wiederverwendbarkeit der Methoden erzielt: Implementationen stehen so der gesamten Forschungsgemeinschaft zur Verfügung. LoDEx Methoden und Anwendungen leisten einen zentralen Beitrag zur aktuellen interdisziplinären Herausforderung, formale Grundlagen für eine verstärkt am Menschen orientierten Logik bereitzustellen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Luxemburg, Österreich
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professorin Dr. Agata Ciabattoni; Professor Dr. Leon van der Torre
 
 

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