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Eine sozial-historische Studie des Wahrheit-Sprechens in den Petrus- und Thomasakten.

Antragsteller Dr. Thomas Tops
Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 512257962
 
Die frühen Apokryphen Apostelakten des zweiten und dritten Jahrhunderts n. Chr. beschreiben die Reisen der Apostel in fremde Länder. Dorthin wurden sie geschickt um die Wahrheit der Lehren Jesu zu verkündigen. Obwohl ihnen sowohl die jeweilige Staatsbürgerschaft als auch Reichtum und eine angesehene Familie fehlten, werden sie als erfolgreiche Wahrheitssprecher dargestellt. Das Projekt widmet sich einer ersten systematischen Untersuchung von Wahrheit-Sprechen in den Petrus- und Thomasakten. Erstens wird eine Typologie literarischer Darstellungen von Wahrheit-Sprechen des Petrus und Thomas entwickelt. Diese Typologie wird die verschiedenen Arten des Wahrheit-Sprechens, durch die die frühen Christinnen und Christen ihre Identitäten formten, auffächern. Des Weiteren werden diese Tätigkeiten in ihrem philosophischen und rhetorischen Kontext verortet. Zweitens wird erarbeitet, inwiefern die Petrus- und Thomasakten die beiden Apostel als Wahrheitssprecher autorisieren. Ferner wird untersucht, welche sogenannten konstruktiven Diskurse verwendet werden, um Petrus und Thomas als autoritative Wahrheitssprecher darzustellen. In diesem Zusammenhang werden auch sogenannte korrosive Diskurse, durch welche den Gegnern der Apostel die Autorität entzogen wird, erforscht. Im Fokus stehen dabei besonders jene Kriterien, die in diesen konstruktiven und korrosiven Diskursen angewandt werden, um Wahrheit-Sprechen als authentisch oder nicht authentisch zu kategorisieren. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird folgendes vertieft: (1) die Beziehung zwischen Wahrheit-Sprechen und Autorität im Frühen Christentum, (2) die diversen Formen der Autorisierung von Wahrheit-Sprechen im Frühen Christentum und (3) die historische Dimension von Wahrheit. Wahrheit realisiert sich in konkreten Praktiken des Wahrheit-Sprechens. Die Authentizität dieser Praktiken wiederum wird an historisch bedingten Kriterien gemessen. Da der Fokus des Projekts auf der performativen Dimension von Wahrheit-Sprechen liegt, wird zusätzlich herausgearbeitet, inwiefern das Wahrheit-Sprechen der Apostel die sozialen Kategorien und Relationen, sowie die Gesellschaft im Allgemeinen prägt. Das Projekt trägt in erster Linien zum Diskurs über das Frühe Christentum bei, indem (i) die politische Dimension der Petrus- und Thomasakten und (ii) die Identitätsformung der frühen Christinnen und Christen beleuchtet werden. Da auch das Wissen über die Geschichte des Wahrheit-Sprechens und darin Fragen der Autorität vertieft werden, leistet das Projekt ebenfalls einen Betrag zu den Diskursen der Kulturwissenschaften. Abschließend kann noch gesagt werden, dass das Projekt äußerst zeitgemäß ist. In einer postfaktischen Welt, in welcher Wahrheit-Sprechen und Fakten stetig infrage gestellt werden, zeigt das Projekt, dass diese Herausforderungen nicht nur ein Phänomen heutiger Zeit darstellen, sondern schon die frühe Christenheit beschäftigt haben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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