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Freezing als zugrundeliegender Mechanismus des Schweigens bei Kindern mit Selektivem Mutismus

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Mathias Reiser; Professorin Dr. Christina Schwenck
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 512587462
 
In dem Projekt sollen mögliche Mechanismen für das Unvermögen zu Sprechen bei Kindern mit selektivem Mutismus (SM) im Vergleich zu Kindern mit sozialer Angststörung (SAD) und typischer Entwicklung (TD) untersucht werden. Konkret wollen wir a) tonische autonome Erregung, b) Reaktionen auf neutrale und angstauslösende Stimuli im Hinblick auf verschiedene Indikatoren der Freeze-Reaktion und c) die Vorhersage aktiver Bewältigung durch die Freeze-Reaktion und die Flexibilität von Bewältigungsmechanismen in diesen Gruppen untersuchen. Um die Differenzierung zwischen den Gruppen zu maximieren, werden in unseren Versuchsparadigmen die Situationen so manipuliert, dass sie eine Sprachanforderung oder eine soziale Bewertung enthalten oder neutral sind. In dem Projekt verfolgen wir einen multimethodalen Ansatz zur Bewertung des Freezing-Verhaltens bei Kindern mit SM, SAD und TD, indem wir verschiedene physiologische Parameter, einschließlich Körperschwankungen, Herzfrequenz und visuelle Exploration, kombinieren und diese Messungen in verschiedenen situativen Kontexten erheben. Eine wahrgenommene Bedrohung kann zu drei verschiedenen Reaktionen führen: Kampf, Flucht oder Freezing. Freezing äußert sich in Unbeweglichkeit, einschließlich stimmlicher und motorischer Hemmung, erhöhtem Muskeltonus, Verlangsamung der Herzfrequenz, verminderter visueller Exploration und reduzierter Körperschwankung. In der Regel dient es zunächst der Orientierung und geht dann in ein aktives Bewältigungsverhalten über, z. B. Kampf oder Flucht. Es gibt mehrere Befunde, die einen Zusammenhang zwischen verstärktem und anhaltendem Freezing und einem hohen Maß an Angst zeigen, was darauf hindeutet, dass Freezing bei ängstlichen Personen eine maladaptive Funktion haben könnte. Das Kernsymptom von SM ist die Unfähigkeit, in bestimmten sozialen Situationen zu sprechen, während das Sprechverhalten in anderen Situationen nicht beeinträchtigt ist. Da die Sprechhemmung selbst als Einfrierreaktion definiert ist, ist es möglich, dass das Schweigen bei Kindern mit SM auf eine dysfunktionale Aufrechterhaltung einer anfänglichen Freezing-Reaktion zurückzuführen ist. Bislang wurde jedoch in keiner Studie untersucht, ob das Freezing ein das Schweigen bei Kindern mit SM zugrunde liegender Mechanismus ist. Der Nachweis eines solchen Mechanismus hätte klinische Auswirkungen, die für eine erfolgreiche Behandlung von Kindern mit SM und für ein besseres Verständnis des Störungsbildes selbst wichtig wären.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Niederlande
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Karin Roelofs
 
 

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