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Populärer Sozialismus auf dem Prüfstand. Wie illustrierte Zeitschriften der DDR die 'Wende' bewältigen.

Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 512638968
 
Im Projekt soll herausgearbeitet werden, wie illustrierte Zeitschriften der DDR mit der ‚Wende‘‘und mit der Nachwendezeit umgegangen sind, ob und wie sie sich dabei verändert haben und welche Denk-, Wahrnehmungs- und Orientierungsmuster sie als DDR-geprägte Medien in einer Phase gravierender politischer, gesellschaftlicher und kultureller Umstrukturierungen anbieten konnten. Beim gegenwärtigen Forschungsstand hat das Projekt explorativen Charakter und bearbeitet die Fragestellung exemplarisch an drei Illustrierten. Sie sind so ausgewählt, dass eine möglichst große Spannbreite bei der Titelgestaltung erfasst wird: Die NBI (Neue Berliner Illustrierte, 1945-1991) als klassische, auf ein vielfältig interessiertes Massenpublikum ausgerichtete Wochenillustrierte wird flankiert von zwei sehr unterschiedlichen Special-Interest-Magazinen: von der armeerundschau (1956-1990), die sich als wertvolles Ratgeber-, Informations- und Unterhaltungsorgan für jugendliche Armeeangehörige und ihr familiäres Umfeld gibt, und vom filmspiegel, der als buntes Blatt für Filminteressierte Beiträge zu Kino und Fernsehen bringt. Der Untersuchungszeitraum beginnt 1985, damit die spätsozialistische Prägung der Titel auf einer soliden Materialbasis erfasst und schließlich eingeschätzt werden kann, wie weit sie sich bei der Auflösung ihres Herkunftsraums ‚DDR‘ verändern. Die Analysen machen kommunikationswissenschaftliche und wissensgeschichtliche Perspektiven und Erkenntnisse der internationalen periodical und magazine studies und der jüngeren Zeitschriftenforschung fruchtbar und betrachten die illustrierten Zeitschriften als Produkte einer bestimmten Form journalistischen Handelns. Es ist von Regeln und Routinen für die Moderation und Koordination eines doppelten Anspruchs geprägt: einerseits effektiv für den Sozialismus zu wirken (Orientierung an einer parteipolitisch definierten Pressefunktion) und andererseits ein traditionsreiches populäres Zeitschriftenformat fortzuführen und zu modifizieren (formatgeschichtliche Orientierung). Dabei entsteht ein populärer Illustrierten-Sozialismus, bei dem die Konzeptionen von ‚Sozialismus‘ unter Aufsicht der Kontrollinstanzen an die Medialität illustrierter Zeitschriften delegiert sind. Für ihn ist das periodische Prozessieren von gemischten Heftdruckordnungen zentral. Mit deren Analyse richtet sich das Projekt dann auf die basalen, epistemisch relevanten Wahrnehmungs-, Orientierungs- und Wertungsmuster, die diesem populären Sozialismus innewohnen und auf die Spannungen, die in ihm rumoren und um die ‚Wende‘ herum deutlicher hervortreten. Damit stellt das Projekt populäre illustrierte Zeitschriften als wichtige Modellierungsinstanzen von ‚Spätsozialismus‘, ‚Wende‘ und ‚Nachwende‘ dar. Es wird Wesentliches beitragen zu einer differenzierteren Betrachtung spätsozialistischer und ‚Wende‘-bedingter Binnendynamiken in der DDR bzw. in Ostdeutschland.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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