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Tradition und Schrift. Eine Verhältnisbestimmung bei Wolfhart Pannenberg und Walter Kasper

Antragstellerin Elisabeth Maikranz
Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2022 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 513054792
 
Anhand des lutherischen Theologen Wolfhart Pannenberg und des römisch-katholischen Theologen Walter Kasper zeigt die Studie detailliert auf, wie beide innerhalb ihrer Konfession um eine Erneuerung des Schrift- bzw. Traditionsverständnisses ringen und dabei zu einer Annäherung im Verständnis von Schrift und Tradition gelangen. Im Rekurs auf die Schrift bzw. die Tradition betonen beide die Aktualisierung der überkommenen Tradition in die Gegenwart, worin ein Diskontinuitätsmoment liegt. Tradition ist also kein Traditionalismus. Anhand der beiden Ansätze konnte ein Traditionsverständnis skizziert werden, das sowohl auf den Kontext der Traditionsentstehung referiert als auch die je neue Aktualisierung von Tradition in den Blick nimmt. Die Studie schließt eine Forschungslücke, da es bisher keine Studie zu Pannenberg und Kasper gibt und Einzelstudien nur eklektisch Schrift- oder Traditionsverständnis erarbeiten, aber nicht den gesamten Kontext von Offenbarung, Schrift, Tradition und Hermeneutik in seiner Referenz auf weitere theologische und philosophische Grundlagen erarbeiten. Darüber hinaus kann die Studie anhand der beiden Theologen zeigen, dass das Lutherisch - Römisch-katholische Gespräch zu einer faktischen Annäherung in der Verhältnisbestimmung von Schrift und Tradition gekommen ist. Die vergleichende Studie aus evangelischer Perspektive in ökumenischem Horizont stellt nicht nur heraus, wie Pannenberg und Kasper das Verhältnis von Schrift und Tradition bestimmen, sondern fokussiert auch, wie beide das damit verbundene hermeneutische Programm in ihrer theologischen Argumentation umsetzen. Dabei wird ersichtlich, dass die konfessionellen Denktraditionen trotz aller Annäherung in der Verhältnisbestimmung leitend bleiben. In allen bisherigen Forschungsarbeiten wurde eine solche Korrelation der Verhältnisbestimmung mit der theologischen Argumentation nicht vorgenommen. Sie kennzeichnet die Originalität dieser Studie. Die Studie zielt auf die umfassende Erarbeitung des Verhältnisses von Schrift und Tradition, um den in der evangelischen Theologie vernachlässigten Begriff der „Tradition" zu profilieren, ohne dass der Bezug auf das biblische Zeugnis, wie ihn das protestantische „sola scriptura" fundiert, aufgegeben wird. Dabei werden die verschiedenen Dynamiken und Aspekte christlicher Traditionsprozesse berücksichtigt. Tradition wird von beiden Theologen als ein dynamisches, pneumatologisches Geschehen verstanden, in dem sich die göttliche Wahrheit je neu zeigt. Es geht dabei weniger um das Bewahren überkommener Traditionen als vielmehr deren je neue Aneignung und damit Transformation der Gegenwart durch die Überlieferung. Tradition meint damit einen Tradierungsprozess, der immer auch Erkenntnisprozess ist, da den geschichtlichen Überlieferungsprozessen selbst eine epistemologische Funktion für die Erschließung der Offenbarung Gottes in der Geschichte zukommt. Damit muss auch die Tradition - wie die Schrift - fundamentaltheologisch reflektiert werden.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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