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Die Problematisierung und Regulierung von Verantwortung in transnationalen Lieferketten: Öffentlicher Diskurs, private Governance und staatliche Intervention in Deutschland und der Schweiz

Fachliche Zuordnung Privatrecht
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 513241192
 
Das Forschungsprojekt soll untersuchen, wie die Unternehmensverantwortung in transnationalen Lieferketten in Deutschland und der Schweiz öffentlich thematisiert, in Form konkreter Regulierungsvorhaben politisch beantwortet und rechtlich entschieden werden. Multinationale Unternehmen nutzen Ungleichheiten der Löhne sowie der Arbeits- und Umweltstandards entlang globaler Lieferketten und Produktionsnetzwerke, um komparative Kostenvorteile zu erlangen. Trotz internationaler Konventionen gibt es kaum global verbindliche Standards. Im Rahmen der öffentlichen Problematisierung von Missständen und Unfällen wird vermehrt diskutiert, inwiefern transnationale Zulieferketten durch nationale Gesetze in den Herkunftsländern multinationaler Unternehmen reguliert werden sollen. In den letzten Jahren wurden in zahlreichen Ländern, namentlich in Deutschland und der Schweiz, konkrete Gesetzesinitiativen zur Regulierung transnationaler Lieferketten diskutiert bzw. bereits politisch entschieden. Damit gewinnt die rechtliche Verantwortungsdimension, die anfangs nur begrenzte Aufmerksamkeit in der Forschung zur Corporate Social Responsibility erhalten hatte, an Bedeutung.Vor diesem Hintergrund untersuchen wir, wie die öffentliche Problemartikulation und die institutionelle Problembearbeitung ineinandergreifen und wie Problematisierungs- und Aushandlungsprozesse in der politischen Öffentlichkeit, in Policy-Prozessen und vor Gericht zu einem (normativen) Ordnungsrahmen für transnationale Wertschöpfungsketten beitragen. Dafür werden die argumentativen Positionierungen in öffentlichen Diskursen rekonstruiert und mit der Entwicklung des Politikfeldes und der Rechtsentwicklung in Deutschland und in der Schweiz in Beziehung gesetzt. Das Forschungsprojekt verbindet somit soziologische, politikwissenschaftliche und juristische Perspektiven, Ansätze und Methoden in einem ländervergleichenden Forschungsdesign. Die empirische Untersuchung beruht auf dem Vergleich der Regulierung transnationaler Zulieferketten in Deutschland und der Schweiz im Rahmen europäischer und internationaler Regelungen. In einem weiteren Schritt wird eine Diskursnetzwerkanalyse der Akteure und Argumente in der Debatte um transnationale Lieferketten in beiden Ländern durchgeführt. Sie soll Aufschluss geben über die Veränderung der Themen, Verantwortungszuschreibungen und Akteurkonstellationen in der politischen Öffentlichkeit. Dies wird schließlich durch die juristische Perspektive ergänzt, in welcher zum einen eine Urteilsanalyse und zum anderen eine dogmatische und rechtsvergleichende Untersuchung der Haftungsbedingungen multinationaler Unternehmen durchgeführt wird. Die Kombination der verschiedenen theoretischen und methodischen Ansätze eröffnet die Möglichkeit, die Problematisierung und Regulierung von Verantwortung in transnationalen Lieferketten zu untersuchen und dadurch neue Erkenntnisse über das Zusammenspiel diskursiver und rechtlicher Dimensionen der Unternehmensverantwortung zu erlangen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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