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Clicks im Zweitspracherwerb des Deutschen bei arabischen L1-MuttersprachlerInnen

Antragstellerin Dr. Kathrin Weber
Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 513259671
 
Clicks wurden bisher vornehmlich als Bestandteile afrikanischer Phonemsysteme untersucht. Erst in jüngster Zeit entwickelte sich ein anwendungsbezogener Forschungsbereich, der Clicks als Diskursmarker in authentischen Interaktionen analysiert, mit überwiegendem Fokus auf die englische Sprache. Die pragmatischen Funktionen von Clicks und ihre phonetischen Eigenschaften in deutscher oder arabischer Sprache sowie im erwerbsrelevanten Sprachkontakt beider Sprachen wurden bislang nicht betrachtet. Ziel des Projekts ist es daher, Click-Praktiken und ihren pragmatischen, multimodalen und phonetischen Eigenschaften im ungesteuerten Zweitspracherwerb des Deutschen durch arabische L1 SprecherInnen in alltäglichen Interaktionen zu untersuchen. In theoretischer Hinsicht verschreibt sich die Studie dem Ansatz der Interaktionalen Linguistik im Interface mit phonetischen Analysen und folgt in spracherwerbstheoretischer Hinsicht dem konversationsanalytischen CA-SLA-Ansatz. Clicks werden in diesen Ansätzen als kulturspezifische Praktiken der Organisation von Interaktion betrachtet, welche im Rahmen von pragmatischem Transfer aus der L1 in die L2 Sprache und umgekehrt übertragen werden können. Im Hinblick auf die Datenkonzeption verfolgt die Studie ein Querschnittsdesign (cross-sectional). Das LernerInnenkorpus besteht aus syrisch-arabischen MuttersprachlerInnen zwischen 18 und 30 Jahren, die sich im B2 oder C1-Sprachlevel des Deutschen befinden. Aufgezeichnet werden zwei Face-to-Face-Settings im Audio- und Videoformat: (1) Eine alltägliche dyadische Interaktionssituation zwischen dem Lernenden und einer/m ihr/ihm bekannten deutschen MuttersprachlerIn (dyadische Alltagsinteraktion) und (2) eine dyadische Interviewsituation des Lernenden mit einer/m ihr/ihm unbekannten deutschen MuttersprachlerIn (dyadisches Interviewsetting). Mit Blick auf den spracherwerbsbezogenen Ansatz vergleicht das Projekt die LernerInnendaten mit deutschen und arabischen Baseline-Daten alltäglicher Interaktionen, um Transfer- und Erwerbsprozesse von Click-Praktiken offenzulegen. Methodisch wählt die explorative Studie einen mixed-methods-Ansatz aus qualitativer Sequenzanalyse und multivariater statistischer Auswertung. Dabei verfolgt das Projekt insgesamt vier Ziele: (1) Die Untersuchung von Clicks als linguistische Ressourcen der Turn-taking Organisation im Deutschen, Arabischen und in der Kontaktvarietät zwischen den Sprachen, (2) die akustisch-phonetische Analyse dieser Click-Ressourcen, (3) die Frage nach einem pragmatisch-phonetischen Transfer von arabischen Click-Praktiken ins Deutsche und (4) die Untersuchung von Clicks als multimodale Gestalten in Widerspruchsequenzen innerhalb sogenannter response packages. Insgesamt eröffnet das Projekt wichtige Einblicke in die Funktion von Clicks als turn-organisierende kulturspezifische Ressourcen und ihre Rolle im Zweitspracherwerb.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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