Detailseite
Projekt Druckansicht

Doing gender and sexuality while doing group. Zur Verschränkung von kollektiver und personaler (Selbst-)Bildung in der queeren Jugendarbeit

Antragsteller Dr. Nils Klevermann
Fachliche Zuordnung Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 513700553
 
Queere Jugendarbeit versucht, Geschlecht und Begehren pädagogisch angeleitet zu dekonstruieren und dadurch Identitäten jenseits einer heteronormativen und cis-geschlechtlichen Ordnung zu ermöglichen. Sie begegnet der Herausforderung, den Adressat:innen ein anerkanntes Sein zu ermöglichen, indem sie Schutzräume und Räume für Empowerment bereitstellt. Queere Gruppenarbeit wird dadurch zu einem Ort, an dem Jugendliche und junge Erwachsene bei der (Aus-)Bildung einer geschlechtlichen und sexuellen Identität begleitet werden. Das Vorhaben nimmt die wechselseitigen Bildungsprozesse von individuellen und kollektiven Subjekten in den Blick und fragt danach, wie Jugendliche in der queeren Gruppenarbeit zu lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter und queeren Jugendlichen (LSBT*IQ) gebildet werden und sich selbst bilden. Geschlecht und Sexualität werden im Sinne von doing gender und sexuality nicht als im Individuum begründet verstanden, sondern als eine regelgeleitete soziale Praxis konzeptualisiert. Mittels der teilnehmenden Beobachtung einer queeren Jugendgruppe wird analysiert, wie durch Bildungsangebote eine Sozialität geschaffen wird, in der Jugendliche eine Identität ausbilden und einüben (können). Um die Verschränkung von personaler und kollektiver (Selbst-)Bildung empirisch zu operationalisieren, werden Interaktionen zwischen den Teilnehmenden in und mit der Gruppe betrachtet. Das Projekt fokussiert die relationale Verfasstheit solcher Bildungsprozesse im Spannungsfeld von Unterwerfung und Widerständigkeit. Es rekonstruiert somit zum einen, wie sich die Teilnehmenden in Relation zu den in der Jugendgruppe geltenden Anerkennungsordnungen bilden, um als queere Jugendliche anerkannt zu werden und sich selbst als queer anzuerkennen und zum anderen, wie sich die Gruppe mit einer spezifischen Anerkennungsordnung erst im Gruppenalltag – im Sinne eines doing group – performativ hervorbringt. Die gesellschaftliche Relevanz des Forschungsprojektes ergibt sich aus der bildungstheoretischen wie -praktischen Bedeutung von Kollektiven für pädagogische Maßnahmen und Angebote. Die Ergebnisse des Projekts tragen zu einem besseren Verständnis von Bildungsprozessen mit ihren sowohl emanzipatorischen wie auch restriktiv-einschränkenden Anteilen bei.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung