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Variations- und Varietätenerwerb im alemannischen Raum

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 513727642
 
Die Spracherwerbsforschung hat in den vergangenen Jahrzehnten wichtige Erkenntnisse zu Meilensteinen des Erwerbs der deutschen Standardsprache sowie zu Sprachverarbeitungsprozessen bei sich typisch entwickelnden Kindern gewonnen. Weniger gut erforscht ist hingegen der Spracherwerb regionaler Varietäten des Deutschen, obwohl dieser Erwerbstyp in vielen deutschsprachigen Regionen vorherrschend ist. Die alemannisch geprägten Regionen der sogenannten D-A-CH-Staaten sind ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel mehrerer Varietäten des Deutschen im Alltag und bieten ideale Bedingungen für die Erforschung des Einflusses der Dialekt-Standard-Variation auf den Spracherwerb. Das übergeordnete Ziel des Projekts LAVA besteht darin, den bilektalen Spracherwerb bei Kindern zwischen zwei und acht Jahren in den verschiedenen D-A-CH-Regionen zu untersuchen und in Bezug zu setzen zu den variierenden Kontextbedingungen und dem unterschiedlichen Stellenwert der Varietäten (lokaler alemannischer Dialekt und Standarddeutsch) in den verschiedenen Ländern. Im Projekt sollen phonologische und grammatische Meilensteine in beiden Varietäten als auch Charakteristika des frühen Schriftspracherwerbs in der Standardsprache identifiziert werden. Zusätzlich sollen bilektale Erwerbsverläufe im Bereich der Sprachwahrnehmung sowie im Wissen über die soziale Bedeutung und Funktion der Umgebungsvarietäten eruiert werden. Das Projekt ermöglicht zudem die Entwicklung einer ersten Datenbank zum Erwerb regionaler Dialekte. Diese Ziele werden von einem internationalen Projektteam aus Variationslinguist:innen, Spracherwerbsforscher:innen und Psycholinguist:innen der Universität Salzburg, der SHLR Rorschach, der PH Weingarten und der Universität Marburg angestrebt. LAVA plant Querschnittsstudien mit 540 Kindern von früher Kindheit bis zum Ende des zweiten Schuljahrs in den alemannischen Regionen Österreichs, der Schweiz und Deutschland. Methoden der Spracherwerbsforschung sowie der Sozio- und Psycholinguistik werden altersabhängig und je nach Teilprojekt variiert und umfassen als Instrumente Fragebögen zum Sprachhintergrund der teilnehmenden Kinder, auf den Dialekt angepasste Sprachstandserhebungen, Diskriminationsstudien, Elizitationen zur Verwendung und Integration der Umgebungsvarietäten in verschiedenen Situationen sowie Erhebungen der Einstellung gegenüber Varietäten. Zudem werden Aufgaben zum Schriftspracherwerb und zur impliziten Sprachverarbeitung durchgeführt. Die im Projekt geplanten Untersuchungen zum Erwerb mehrerer regionaler Varietäten in verschiedenen länderspezifischen Kontexten mit ihren Unterschieden in der sozialen und bildungsbezogenen Relevanz der Varietäten sollen einen differenzierten und neuen Einblick in den bilektalen Erwerb ermöglichen und untersuchen, inwiefern der Erwerb von Sprachgebrauchskontexten, Einstellungen zu Varietäten und von der Verwendung von Varietäten im Bildungskontext abhängt und sich vom Erwerb des Standarddeutschen unterscheidet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich, Schweiz
Mitverantwortlich(e) Dr. Brigitte Ganswindt
 
 

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